Entführter US-Reporter entkommt Taliban

Kurz nachdem David Rohde in einem US-Stützpunkt eintraf, schlugen Raketen auf dem Gelände ein. Der US-Reporter war zuvor Monate in Nord-Waziristan gefangengehalten worden.
von  Abendzeitung
David Rohde
David Rohde © ap

ISLAMABAD - Kurz nachdem David Rohde in einem US-Stützpunkt eintraf, schlugen Raketen auf dem Gelände ein. Der US-Reporter war zuvor Monate in Nord-Waziristan gefangengehalten worden.

Ein vor sieben Monaten in Afghanistan vermutlich von den Taliban verschleppter US-Journalist ist zusammen mit einem afghanischen Kollegen seinen Entführern entkommen. David Rohde von der «New York Times» und Tahir Ludin seien am Freitag in Nord-Waziristan in Pakistan in einem Gebäude, in dem sie eingesperrt waren, über eine Mauer geklettert, berichtete die Zeitung am Samstag. In Washington äußerte sich Außenministerin Hillary Clinton erleichtert, dass Rohde nun in Sicherheit sei. Sie danke den Regierungen von Pakistan und Afghanistan für ihre Hilfe.

Die «New York Times» berichtete, ein pakistanischer Soldat habe die beiden geflüchteten Reporter dann zu einem nahe gelegenen Stützpunkt geführt. Von dort seien beide am Samstag zum US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan geflogen worden.

Angriff auf Stützpunkt

Unterdessen wurden bei einem Raketenangriff auf den größten US-Stützpunkt in Afghanistan am Sonntag zwei US-Soldaten getötet und sechs weitere verletzt. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Flucht des Reporters und dem Angriff gab, war zunächst nicht klar. Angriffe Aufständischer auf den 40 Kilometer nordöstlich von Kabul gelegenen US-Stützpunkt sind selten. Der 41-jährige Rohde reiste im November nach Kabul, um an einem Buch über die Geschichte der amerikanischen Intervention in Afghanistan zu arbeiten. Er wurde dann in der südlich von Kabul gelegenen Provinz Logar am 10. November entführt, als er auf dem Weg zu einem Treffen mit einem Taliban-Kommandeur war. Eine andere Gruppe Aufständischer hatte ihn offenbar abgefangen.

Pulitzerpreis für Serbrenica-Berichte

In Logar haben die Taliban nach Angaben von Einwohnern in den vergangenen beiden Jahren wieder Fuß gefasst. Die Regierung kontrolliere praktisch nur die Hauptstadt der Provinz. Wer genau Rohde entführte, war nicht bekannt. Rohde gehörte zum Reporterstab der «New York Times», der im Mai einen Pulitzer-Preis für die Berichte aus Afghanistan und Pakistan im vergangenen Jahr erhielt.

Der Reporter hatte schon zuvor 1996 einen Pulitzer-Preis für seine Berichte über das Massaker von Srebrenica während des Bosnienkriegs erhalten, als er noch für den «Christian Science Monitor» arbeitete. Er schrieb danach das Buch «Endgame: The Betrayal and Fall of Srebrenica.» (AP)

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