Energiewende: Ein Superproblem

Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über Sigmar Gabriel und die Energiewende.
von  az

Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über Sigmar Gabriel und die Energiewende.

Er hat nicht darum gebeten, aber bekommen hat Sigmar Gabriel sie schon, die Vorschusslorbeeren: Ein Kraftmensch, der die Energiewende
anpackt, das größte Projekt dieser und der nächsten Regierungen. Gabriel galt als einer, der mit Wucht und dem Rückhalt einer großen Koalition eine Politik vorantreibt, die hoch vernünftig
ist. Und jetzt? Das Projekt steckt im „Treibsand“, sagt der Vizekanzler, er spricht von „Revanchefouls“ und von „gerade mal zehn Metern“, die auf dem Hundertmeter-Lauf zurückgelegt seien. Das klingt nicht mehr kräftig, sondern fast schon resignativ. Und das an einem Tag, wo das neue Erneuerbare Energiegesetz beschlossen werden soll.

Superminister Gabriel hat sich mit dem Superprojekt ein Superproblem aufgehalst. Es ist nicht nur die Industrie, die weiter weniger zahlen will als der Endverbraucher. Es ist auch nicht nur die EU, die plötzlich in der Ökostrom-Umlage einen Zoll für Importstrom sieht. Damit müssen Profis wie Gabriel und sein Ministerium rechnen und umgehen.

Langfristig gefährlich aber sind die Abwehrreflexe in der Bevölkerung. Es gibt eine Mentalität, die mit jedem neuen Windrad und jeder neuen Stromleitung den Untergang des Abendlandes heraufziehen sieht. Eine Gesellschaft aber, die Rotoren und Masten für ein größeres Übel hält als Atomkraft, die ist schlecht informiert. Und sie die größte Gefahr für das Leuchtturmprojekt Energiewende, dem wir jeden Erfolg wünschen sollten.

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