Ende einer Ära: Fidel Castro geht

Er war der letzte Revolutionär des 20. Jahrhunderts, er hat zehn US-Präsidenten politisch überlebt, er war charismatisch und ebenso umstritten: Jetzt ist Schluss für Fidel Castro: Kubas 81 Jahre alter Staatschef gibt seine Ämter auf.
Nach fast einem halben Jahrhundert an der Macht hat der kubanische Präsident Fidel Castro (81) seinen endgültigen Rückzug von der politischen Bühne angekündigt. Der seit 18 Monaten erkrankte Revolutionsführer erklärte, er werde aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und des Oberkommandierenden der Streitkräfte kandidieren. Die Erklärung wurde in der Nacht zum Dienstag in der Onlineausgabe der Parteizeitung „Granma“ veröffentlicht.
US-Präsident George W. Bush erklärte in Kigali (Ruanda), er denke, es müsse nun eine Demokratisierung eingeleitet werden, die zu freien Wahlen führen müsse.
Ein Leben geprägt vom Kampf gegen die USA
Castro war seit fast fünf Jahrzehnten in dem kommunistischen Land an der Macht. Sein Leben war vor allem geprägt vom Kampf gegen die Großmacht USA.
Raúl Castro vermutlich Nachfolger
Am kommenden Sonntag tritt die neue Nationalversammlung zusammen, um die Mitglieder der künftigen Regierung zu bestimmen. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Nationalversammlung Castros jüngerem Bruder Raúl (76), der die Amtsgeschäfte seit Castros Erkrankung führt, als offiziellen Nachfolger bestimmt. Damit verbunden ist die Hoffnung auf eine vorsichtige Öffnung.
"Meinen Landsleuten, die mich neulich in die Nationalversammlung gewählt haben, wo wichtige Beschlüsse über das Schicksal unserer Revolution getroffen werden müssen, teile ich mit, dass ich die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und des Oberkommandierenden (der Streitkräfte) weder anstrebe noch akzeptieren werde, ich wiederhole anstreben noch akzeptieren werde“, führte Castro aus. Castro betonte in seinem handschriftlich unterzeichneten Schreiben, er wolle sich nicht ganz zurückziehen. Er werde weiter seine Meinung in Zeitungskolumnen kundtun.
Nicht an Macht und Ämter klammern
Castro hatte diese Ämter krankheitsbedingt am 31. Juli 2006 seinem jüngeren Bruder Raúl übertragen. Seither ist er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr öffentlich aufgetreten. Zum ersten Mal hatte er im Dezember des vergangenen Jahres über die Möglichkeit gesprochen, auf die Leitung des Staates zu verzichten. Damals sagte er, er werde sich nicht an Macht und Ämter klammern, sondern er sei bereit, Jüngeren Platz zu machen.
In einer ersten Reaktion sprach der schwedische Außenminister Carl Bildt vom „Ende einer Ära, die mit großen Hoffnungen begann und in Unterdrückung endete“. Auch wenn mit Raúl Castro kein sofortiger Kurswechsel eingeleitet werde, so gebe es doch Hoffnung auf Schritte hin zu einer Demokratisierung. (dpa)