Ende des Milchstreits steht bevor
MÜNCHEN - Die Proteste dauern seit Tagen an, auch am Donnerstag machten die Bauern bundesweit mobil. Doch gleichzeitig zeigte sich: Der Streit um höhere Milchpreise dürfte bald beendet sein. Sowohl die Bauern als auch der Handel sind kompromissbereit.
„Ich fordere sie auf, ab heute Abend wieder Milch zu liefern“, rief Romuald Schaber, Chef des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM), den Milchbauern bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor in Berlin zu. Tausende waren in einer Sternfahrt dorthin gekommen, um für höhere Preise zu kämpfen. Schaber zeigte sich dabei überzeugt: „Die letzte Bastion bei den Discountern wird bald fallen.
Er könnte recht behalten. Schon am Mittwoch hatte der Handelskonzern Lidl höhere Preise für Milch und Butter angekündigt. Gestern kam nun auch das Signal von Aldi Süd: Der Marktführer bei Milch ist bereit, die Preise mit den Molkereien neu zu verhandeln. Dabei orientiere man sich an den „aktuell im Markt diskutierten Erzeugerpreisen“. Derzeit sind zehn Cent mehr für die Milch und 20 Cent mehr für das halbe Pfund Butter im Gespräch.
Auch Handelsketten sind gesprächsbereit
Erhöhen Aldi und Lidl die Preise, dann ziehen wohl die anderen Handelsketten nach. „Wir werden Preiserhöhungen mitmachen“, sagte eine Tengelmann-Sprecherin der AZ. Bei Plus hieß es: „Wir sind zu Gesprächen mit den Molkereien bereit.“ Ähnlich äußerten sich auch Rewe und Edeka.
Trotz der positiven Signale aus dem Handel machten die Bauern gestern weiter Druck – nicht nur am Brandenburger Tor. Auch vor den Zentralen der großen Handelskonzerne gab es wieder Proteste.
Die Landwirte wollen erreichen, dass die anderen Handelsfirmen tatsächlich auch dem Beispiel Lidls folgen. Und dass die höheren Preise auch bei den Bauern ankommen:. „Bislang gelten die Ankündigungen ja nur für Milch und Butter“, sagte Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der bayerischen Milcherzeuger der AZ. In Bayern werde die Milch aber sehr oft zu Käse verarbeitet. „Damit alle Milchbauern profitieren, müssen daher auch die Preise für Käse oder Joghurt steigen – und zwar möglichst bald.“ aja
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