Empfang 2. Klasse kein Problem für Dalai Lama

In der Hauptstadt werden ihm keine roten Teppiche ausgerollt, doch der Dalai Lama hat immerhin sein privates Date mit der «roten Heidi» im Hotel. Auch «Wir sind Helden» und «2Raumwohnung» machen ihren Knicks vor dem Tibeter.
Der Dalai Lama hat gelassen darauf reagiert, dass er während seines Deuschlandbesuchs nicht von Außenminister und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) empfangen wird. Viele Führungspersönlichkeiten Europas wie etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel träfen ihn öfter, sagte das religiöse Oberhaupt der Tibeter im Sender n-tv. «Einige Führungspersönlichkeiten, die fühlen sich etwas unwohl dabei. Das ist kein Problem», sagte er.
Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) spricht nach Auffassung von SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow am Montag rein privat mit dem Dalai Lama. «Frau Wieczorek-Zeul, das ist ihr gutes Recht, trifft sich in eigener Verantwortung mit einem religiösen Führer, privat im Hotel Adlon, nicht in ihrer Regierungsfunktion», sagte Kolbow am Montag im ZDF-«Morgenmagazin». Zugleich räumte er ein, dass man dies «optisch nicht immer teilen» könne.
«Dem Außenminister das Handwerk erschwert»
Kolbow wies auf den «langjährigen Dialog» mit der Regierung in Peking hin, bei dem versucht werde, westliche Wertevorstellungen zu vermitteln. Wieczorek-Zeul mache diese Bemühungen zwar nicht kaputt. Aber: «Sie erschwert dem Außenminister etwas das Handwerk.» Am Wochenende war bekannt geworden, dass auch der SPD-Vorsitzende Kurt Beck über das Treffen der Entwicklungsministerin mit dem religiösen Oberhaupt der Tibeter verärgert ist. Er war nach eigener Darstellung davon nicht vorab informiert worden. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz (CDU), sagte dem Hörfunksender NDR Info, er hätte es begrüßt, wenn Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den Dalai Lama getroffen hätte. Er freue sich aber, dass Wieczorek-Zeul dies tue. Polenz betonte, dass es in der großen Koalition in der Tibet- Frage keine grundlegenden Differenzen gebe: «Ich fände es ganz schlecht, wenn über dieser Kontroverse übersehen würde, dass sich die deutsche Politik in der Substanz der Tibetfrage außerordentlich einig ist.»
Geißler, Riemann und Schlingensief
Zum Abschluss seines Deutschlandbesuchs wird der Dalai Lama am Montag ab 16 Uhr auf einer Solidaritätskundgebung in Berlin eine Rede halten. Der Veranstalter, die Deutschland Initiative Tibet, erwartet rund 15.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor. Der CDU-Politiker Heiner Geißler soll ebenfalls eine Ansprache halten. Grußbotschaften werden von den Schauspielerinnen Hannelore Elsner und Katja Riemann sowie Regisseur Christoph Schlingensief vorgetragen. Daneben sind Auftritte der Bands «Wir sind Helden» und «2Raumwohnung» sowie des HipHop-Sängers Ray Horton geplant. Angekündigt ist auch die tibetische Künstlerin Ani Choying. Am Sonntag hatte der Dalai Lama vor rund 7.000 Zuhörern in der ausverkauften Nürnberger Arena einen Vortrag gehalten. Er sprach sich für mehr Toleranz der Religionen untereinander aus. Der Vorsitzende der Tibet Initiative Deutschland, Wolfgang Grader, sagte, das tibetische Volk erleide derzeit die schwersten Zeiten seit Jahrzehnten. Noch immer seien rund 5.000 Tibeter inhaftiert, die meisten von ihnen unschuldig. (dpa/AP)