Emilia Müller:Grün ist ihre Lieblingsfarbe

MÜNCHEN Politisch hat sie es derzeit schwer. Als Bayerns Europa-Ministerin muss Emilia Müller beim Krisenthema Euro den CSU-Männern Markus Söder (Finanzminister) und Alexander Dobrindt (Generalsekretär) den Vortritt lassen – und schweigen. Auch als Chefin der Oberpfälzer-CSU setzen ihr die Männer zu und gönnen ihr keinen eigenen Stimmkreis für die Landtagswahl. „Wir leben im bodenständigen Bayern und nicht im Land der Amazonen“, mahnt sie der bisherige Direktabgeordnete Otto Zeitler. Die „Leichtigkeit des Seins“, die sie so liebt, bleibt ihr da nur bei ihrem Hobby.
Mit einem Pinselstrich kann Emilia Müller in ihrer Freizeit viel ausdrücken. „In ein Bild kann ich meine ganze Fantasie reinlegen“, sagt sie. „Da bekomme ich meinen Kopf frei.“ Am liebsten malt die Ministerin Aquarelle. Da werden keine halben Sachen gemacht. „Das muss man durchmalen“, erklärt sie. „Weil das Blatt Papier nass ist. Da vertieft man sich total.“ Die Gedanken, die man sich davor gemacht habe, müsse man dann zu Papier bringen. „Da kann man die Leichtigkeit darstellen“, doziert die Oberpfälzerin, die auch schon mal Wirtschaftsministerin in Bayern war.
So pinselt sie bunte Blumenfelder und spannende Landschaften. Besonders fasziniert sie abstrakte Malerei. „Weil das auch Fantasie-Bilder sind. Und ich mag reduzierte Bilder. Auf denen nur noch das Wesentliche auf dem Papier ist, Hintergründe verschwinden oder in Leichtigkeit aufgehen.“
Schwarz, die Farbe ihrer politischen Gesinnung, kommt dabei nicht vor. Müller schwärmt für das Gelb des Koalitionspartners FDP: „Mit warmen, gelben Tönen kann man tolle Effekt erzielen.“ Besonders hat es ihr die Farbe des politischen Gegners angetan: „Grün ist meine Lieblingsfarbe. Diese ganze Farbenpracht der Natur.“
Mit ihren Kunstwerken schmückt sie ihr Haus. Die Malerei hat sie von der Pike auf gelernt. In ihrem Leben vor der Politik. „Ich habe bei einer Künstlerin Unterricht genommen.“ Das war Regine Hellwig-Schmidt. Die Künstlerin, Kuratorin und Netzwerkerin hat in Regensburg vor elf Jahren die „Donumenta“ ins Leben gerufen und versammelt auch heuer wieder Künstler aus 14 Donauländern. „Bei ihr habe ich die ganzen Grundbegriffe gelernt: Wie geht man mit Papier um? Welche Materialien nimmt man? Welche Pinsel nimmt man?“
Schon damals hat sie erkannt, dass Kunst und Kultur neben der Politik wichtig sind. „Etwas Völkerverbindendes“, sagt sie. „Da werden nicht nur die unterschiedlichen Mentalitäten ausgedrückt, sondern auch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen.“ Die Künstler seien die ersten Seismographen für Veränderungen. Deshalb sei ihr der „Kontakt und das Feeling“ so wichtig. „Ich selber sehe mich auch als Seismograph“, sagt Emilia Müller selbstbewusst. Nur die Männer in ihrer Partei wollen auf den offensichtlich nicht schauen.