EKD fordert vom Papst Schritte der Annäherung
Vor dem ökumenischen Spitzengespräch in Erfurt haben führende Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland Papst Benedikt XVI. zur Annäherung aufgerufen.
Erfurt/Berlin - Er erwarte sich Impulse für die Ökumene, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Freitag dem Deutschlandradio. Die Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kathrin Göring-Eckardt, wünschte sich im Sender NDR Info, dass Protestanten und Katholiken gemeinsam das Reformations-Jubiläum 2017 feiern.
Schneider forderte für die Beziehung der beiden Kirchen: "Wir müssen uns schon auf Augenhöhe begegnen." Zugleich machte der EKD-Chef klar, dass bei aller Annäherung der Papst für evangelische Christen keine oberste lehramtliche und juristische Instanz werden könne. "Das wäre so nicht akzeptabel", betonte Schneider. Der EKD-Vorsitzende steht an der Spitze von 24 Millionen Protestanten in Deutschland.
Göring-Eckardt warnte zugleich vor zu großen Erwartungen an das Spitzentreffen mit dem Papst. Zentrale Punkte wie ein gemeinsames Abendmahl werde man nicht klären.
Der Bischof der evangelischen Kirche von Berlin und Brandenburg, Markus Dröge, zeigte sich von den bisherigen Ökumene-Äußerungen des Papstes auf seiner Reise enttäuscht. Es sei noch kein ökumenisches Zeichen von Benedikt XVI. gesetzt worden, sagte Dröge im RBB-Inforadio. "Bisher ist es für alle, die auf ökumenische Signale warten, eher enttäuschend."
Das etwa halbstündige Gespräch in Erfurt findet in dem Kloster statt, in dem Reformator Martin Luther (1483-1546) als katholischer Mönch lebte.
Bei einem Treffen mit Vertretern der muslimischen Gemeinde hatte der Papst zuvor in Berlin Muslime als ein Merkmal Deutschlands bezeichnet.: "Die Anwesenheit zahlreicher muslimischer Familien ist seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ein Merkmal dieses Landes geworden."
Zu Beginn seines zweiten Besuchstags traf Benedikt Mitglieder von Verbänden, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Islam-Lehrer in der Botschaft des Vatikans in Berlin. Das Gespräch fand nach Aussage eines Sprechers der Deutschen Bischofskonferenz in herzlicher Atmosphäre statt.
Auch in einer pluralistischen Gesellschaft sei die Religionszugehörigkeit von Bedeutung, sagte der Papst: "Die katholische Kirche setzt sich entschieden dafür ein, dass der öffentlichen Dimension der Religionszughörigkeit eine angemessene Anerkennung zuteilwird." Dabei rief er zur Achtung des Grundgesetzes auf als "Grundlage des menschlichen Zusammenlebens". Der gegenseitige Respekt sei nur mit der Beachtung einiger unveräußerlicher Rechte möglich, sagte der Papst.
Zu dem Treffen in der Vatikanischen Botschaft waren unter anderem der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sowie Mitglieder der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) eingeladen. Es müsse beständig daran gearbeitet werden, sich gegenseitig besser kennenzulernen und zu verstehen, sagte Benedikt XVI.