Einsame Angela
Der AZ-Chefreporter Matthias Maus über Deutschland und die Frankreich-Wahl.
Er kann nicht reden, seine Gesten wirken linkisch. Francois Hollande, das ist der perfekte Langweiler. Aber man kann fast sicher sein: Mit einem Président Hollande wird es nicht langweilig. Schon gar nicht für Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Sollte der Sozialist wirklich die Wahlen gewinnen, was – Stand heute – wahrscheinlich ist, dann muss Bundeskanzlerin Angela Merkel ganz vorn vorne anfangen. Sie hat Hollande brüskiert wie sie konnte, noch gestern unterstützte sie vorbehaltlos Sarkozy. Und wie schon bei der Atomkraft oder Steuerpolitik könnte es sein, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder aufs falsche Pferd setzt. Man darf sich fragen, wie es um die politische Urteilskraft der Kanzlerin bestellt ist, und warum sie nicht flexibler reagiert. Sie wird sehr gut und sehr intensiv mit dem nächsten Hausherren des Elysée zusammenarbeiten müssen, und da ist eine gute Chemie nicht zu unterschätzen.
Sie wird auch den nächsten französischen Präsidenten davon überzeugen müssen, dass in schierer Sparpolitik allein das Heilmittel für die Euro-Krisenzone liegt. Das wird in dieser zentralen Frage bei Hollande noch schwieriger als bei Sarkozy.
Aus Washington und London, aus Brasilia und Peking kommen die Forderung nach – teuren – Konjunkturprogrammen. Wenn Paris diesem Chor beitritt, wird man Merkel noch weniger hören. Sie kann es sich nicht leisten, einen natürlichen Verbündeten zu verprellen. Sonst ist die Isolation der Bundesregierung und Deutschlands fast perfekt