Eine Ohrfeige
Das ist es also, was Christian Lindner unter „mitfühlendem Liberalismus“ versteht: Der FDP-Generalsekretär schlägt vor, älteren Arbeitslosen das Arbeitslosengeld zu kürzen. Bisher bekommen Über-58-Jährige zwei Jahre lang Arbeitslosengeld I, das sich nach ihrem bisherigen Verdienst richtet. Demnächst sollen sie möglichst schnell auf Hartz-IV-Niveau gebracht werden. Eine Ohrfeige für alle Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und in dem Moment, wo sie es am nötigsten hätten, vom Staat im Stich gelassen werden würden.
Lindner garniert seine Forderung mit der Feststellung, dass „ältere Arbeitnehmer als Fachkräfte gebraucht werden“. Das ist richtig – nur leider verwechselt der gescheiterte Unternehmer Lindner hier einen Trend mit der Realität: Es ist korrekt, dass die Nachfrage nach älteren Arbeitskräften wächst. Das hilft aber einem 61-Jährigen, der trotz Booms seinen Job verliert, herzlich wenig. Bekommt er keine neue Stelle, müsste er also ein Leben auf Sozialhilfe-Niveau fristen oder mit Abschlägen früher in Rente gehen. Wäre die Lage für Ältere hingegen wirklich so rosig, wie Linder sie darstellt, stellte sich das Problem gar nicht.
Es ist unverständlich, wie und warum Lindner mit einem solchen Vorschlag das liberale Profil schärfen will. Der FDP-Generalsekretär begeht den gleichen Fehler wie Westerwelle, der sozial Schwachen „Dekadenz“ vorwarf und so vergeblich versuchte, beim Wähler zu punkten.<QM>
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