Eine Genugtuung
Der Freitag war ein trauriger Tag, und es war ein guter Tag.
Dabei zuzusehen, wie sich der oberste Mann des Staates windet und duckt, wie er sich mit jedem Winkelzug mehr als überfordert und des Amtes unwürdig zeigte, das war zuletzt fast körperlich unerträglich. Die Menschen mögen erleichtert gewesen sein beim Rücktritt von Christian Wulff, aber wer sieht schon gerne einem Scheiternden zu.
Für Mitleid gibt es keinen Grund, viel eher für Genugtuung, die etwas völlig anderes ist als Schadenfreude. Die Selbstreinigungskräfte dieser Gesellschaft haben funktioniert. Nicht die Medien, nicht die Justiz, nicht die Politik, wir alle zusammen dürfen nicht akzeptieren, wenn sich jemand Vorteile aus seinem Amt genehmigt. Sei er nur Finanzbeamter oder Verfassungsorgan. Die Kontrollmechanismen, und dazu gehört in einer freien Gesellschaft die Presse, haben funktioniert. Wulffs Rücktritt hat Schaden vom Amt genommen. Hätte er weitergemacht, niemand hätte mehr einen Pfifferling auf das Amt gegeben. Einen Grüß-August braucht das Land nicht, und einen ersten Hanswursten erst recht nicht.
Jetzt besteht eine Chance auf Rückbesinnung darauf, was die Väter und Mütter des Grundgesetzes wollten: Keinen Hindenburg, der sich als direkt gewählter Volkstribun über die Regierung stellen kann. Wir brauchen eine moralische Instanz, Mann oder Frau, jedenfalls eine Respektsperson.