Ein Zombie droht

Matthias Maus, der Chefreporter der AZ, über Berlusconis Zerstörungspotenzial.
von  Matthias Maus

Man ist geneigt, eine Witzfigur zu sehen, die Attacken eines politischen Zombies zu belächeln: Und doch würde man Silvio Berlusconi unterschätzen und sein Zerstörungspotenzial verkennen, würde man ihn nicht ernst nehmen.

Der 76-Jährige steht mit dem Rücken zur Wand, auch wenn er nicht gleich ins Gefängnis muss. Seinen Feldzug gegen Richter und Kommunisten sieht er nicht beendet, und er könnte es sich direkt noch einmal überlegen mit seiner Kandidatur.

Wir verstehen es hier nicht, warum Berlusconi drei Mal gewählt wurde, und wir wären sicher überrascht, wenn es ein viertes Mal geschähe. Noch immer aber hat der international diskreditierte Milliardär die Macht über vier TV-Stationen, unzählige Zeitungen und Radiostationen. Dort kann der Mann, der im Rest der Welt den Ruf eines Operetten-Buffos hat, für sich werben und an seiner Legende stricken.

Und er muss nicht einmal Wahlen gewinnen. Entzöge sein grotesker Wahlverein PDL dem Premierminister Mario Monti jetzt die Unterstützung, wären alle Bemühungen, Italien aus dem Strudel der Finanzkrise rauszuhalten, mit einem Mal obsolet.

Man kann nur hoffen, dass genügend von Berlusconis Fans noch politisches Bewusstsein und Urteilskraft haben, ihrem Auslaufmodell an der Spitze diesmal nicht zu folgen. Die europäische Erholung hängt von vielen Faktoren ab. Leider auch von den Launen eines politischen Untoten.

 

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