Ein Stück Kalter Krieg in Deutschland - Wird Mord jetzt aufgeklärt?

MÜNCHEN - Die Tat war eine Nachwirkung des Kalten Kriegs im geteilten Deutschland. Jetzt verfolgt die Polizei im Fall eines 1998 unter mysteriösen Umständen ermordeten Ex-Beamten des Bundesgrenzschutzes (BGS) offenbar neue Spuren. Hatten ehemalige Stasi-Mitarbeiter ihre Finger im Spiel gehabt?
Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Fulda berichtet, untersuchen Spezialisten des Hessischen Landeskriminalamtes derzeit Asservate des elf Jahre zurückliegenden Falles auf DNA-Rückstände. „Aufgrund der verfeinerten Analysemethoden hoffen wir auf DNA-Treffer, die wir mit den Datenbanken abgleichen können“, sagte die zuständige Dezernentin der Staatsanwaltschaft, Christine Seban.
Die Ermordung des früheren BGS-Beamten Hans Plüschke sei politisch brisant, weil die Ermittler bis heute nicht ausschließen könnten, dass es sich um einen Racheakt der DDR-Staatssicherheit handelte. Sieben Monate vor seinem gewaltsamen Tod hatte Plüschke öffentlich bekannt, am 14. August 1962 den DDR-Hauptmann Rudi Arnstadt erschossen zu haben.
Der Vorfall an der hessisch-thüringischen Grenze markierte einen Höhepunkt des Kalten Krieges im geteilten Deutschland. Während die westdeutsche Justiz Plüschkes Tat als Notwehr einstufte, sprach die DDR-Führung von einem „feigen Mord“. In Abwesenheit wurde Plüschke zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt. Seitdem lebte der fünffache Vater in Angst um sich und seine Familie.
Am 15. März 1998 wurde Plüschke, der damals als Taxi-Unternehmer arbeitete, im Kreis Fulda von einem Unbekannten erschossen. Die Kugel war über dem rechten Auge des 59-Jährigen eingeschlagen – genau wie 36 Jahre zuvor bei dem DDR-Grenzer Rudi Arnstadt. Obwohl einiges auf einen Fememord durch ehemalige Stasi-Mitarbeiter hindeutete, konnte der Fall nie aufgeklärt werden. (ddp)