Ein Land ohne Mutter: Polen geben Präsidentengattin letztes Geleit

Drei Tage nach ihrem Mann wird auch der Sarg der Präsidentengattin Maria nach Hause gebracht. Das Land verneigt sich, und Tochter Marta wird zum Symbol der polnischen Trauer.
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Der Leichenwagen mit dem Sarg von Maria Kaczynska auf dem Weg zum Präsidentenpalast.
dpa Der Leichenwagen mit dem Sarg von Maria Kaczynska auf dem Weg zum Präsidentenpalast.

WARSCHAU - Drei Tage nach ihrem Mann wird auch der Sarg der Präsidentengattin Maria nach Hause gebracht. Das Land verneigt sich, und Tochter Marta wird zum Symbol der polnischen Trauer.

Polen weint, und die wahrscheinlich bittersten Tränen vergoss gestern Marta Kaczynska: Drei Tage nach dem Sarg des Vaters musste die Präsidententochter gestern am Flughafen von Warschau wieder einen Sarg in Empfang nehmen – diesmal den der Mutter Maria. Gemeinsam mit dem Zwillingsbruder ihres verunglückten Vaters, Jaroslaw Kaczynski, warteten sie und ihr Mann am Militärflugplatz Okecie, wo der in eine polnische Flagge gehüllte Sarg aus einer Militärmaschine getragen wurde. Später wurde der Sarg in den Präsidentenpalast gebracht. Dort können nun die Polen Abschied von ihrer Präsidentenfamilie nehmen.

Es war wieder ein bewegender Tag in der polnischen Hauptstadt: Tochter Marta kniete auf dem Flugplatz weinend vor dem Sarg und küsste ihn. Tausende Menschen standen Spalier während der knapp einstündigen Fahrt mit dem Sarg durch die Stadt. Die Menschen warfen Blumen auf die Straße und beteten. Auch vor dem Palast warteten viele Menschen auf den Sarg von Maria Kaczynska. Die beiden Särge wurden dann feierlich nebeneinander im Palast aufgebahrt. Die Familie war dabei, später konnte die Bevölkerung in den Palast.

Die Menschen mochten ihre Präsidentengattin, die sich stark für die Rechte der Frauen engagiert hatte. So wie bei vielen anderen der 96 Opfer des Flugzeugabsturzes von Smolensk war es auch bei ihr schwierig, sie zu identifizieren. Es gelang durch ihren Ehering. Von den 96 Toten konnten bislang 87 geborgen werden, erst 40 von ihnen wurden identifiziert.

Das polnische Parlament gedachte unterdessen in einer Sondersitzung der Toten, unter denen auch 18 Abgeordnete sind. Der Wald von Smolensk sei ein „Ort des polnischen Dramas“ geworden, heißt es in einer Erklärung der beiden Parlamentskammern Sejm und Senat. Während der Zeremonie wurden die Namen der Getöteten verlesen. Auf ihren Plätzen standen Fotos mit Trauerflor und Blumen, so wie auf dem Präsidentensitz. Ausdrücklich bedankten sich die Abgeordneten beim russischen Volk für die Solidarität in den letzten Tagen. Auch Bayerns Kabinett gedachte in München mit einer Schweigeminute. Ministerpräsident Horst Seehofer nannte Lech Kaczynski einen „leidenschaftlichen Patrioten“.

Mittlerweile ist auch klar, wie die Trauerzeremonien in Polen weitergehen: Am Sonntag soll das Ehepaar Kaczynski auf der Wawel-Burg in Krakau beigesetzt werden. Um 14 Uhr gibt es einen Trauergottesdienst, anschließend findet die Beisetzung statt. Das dortoge Königsschloss und der Dom sind die traditionsreiche polnische Grabstätte für Könige und Staatsmänner. Bereits am Samstag Mittag findet ein Staatsakt für alle Opfer der Katastrophe statt.

mue

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