Ein guter Anfang
Man muss vorsichtig sein, sehr vorsichtig sogar, wenn alle zufrieden sind mit einem. Insofern hätte Joachim Gauck Grund zur Sorge – wenn sogar die Linke positive Elemente in seiner ersten Rede als Bundespräsident sieht. Es gibt aber Momente, wo chronische Kritiker in die Ecke der Mäkelei geraten. Und Joachim Gauck hat mit seiner Antrittsrede einen solchen Moment hergestellt.
Fest im Ton, klar in der Sprache, deutlich in der Argumentation hat der 72-Jährige alle angesprochen, und doch niemandem nach dem Mund geredet. Es war kein Gesülze und keine Predigt. Dass Feigheit keine Tugend ist und Flucht aus dem politischen Raum keine legitime Haltung, das sind mehr als nur Mahnungen.
Der Mensch als Konsument, das reicht nicht. Das könnte ein Motiv von Gaucks Präsidentschaft werden. Die Bürger einer funktionierenden Demokratie nehmen an der Gesellschaft teil, egal woher sie kommen.
Man muss nicht von einer großen Rede sprechen, eine gute war es allemal. Wir haben einen Bundespräsidenten, dem man gerne zuhören wird, der unsere Aufmerksamkeit verdient. Das ist schon mal was, ein guter Anfang jedenfalls.