Ein Däne ist neuer Nato-Generalsekretär
BRÜSSEL - Erst ja, dann nein, nun ja: Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wird neuer Generalsekretär der Nato. Ganz zum Schluss stimmte auch die Türkei der Personalie zu - dank US-Präsident Barack Obama.
Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wird nun doch neuer Generalsekretär der Nato. Dies gab der amtierende Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, dessen Amtszeit im Juli ausläuft, am Samstag auf dem Nato-Gipfel in Straßburg bekannt. Die Einigung kommt überraschend. Die Türkei hatte erst im Laufe der Beratungen am Samstag ihren Widerstand gegen den Dänen aufgegeben, der wegen der Mohammed-Karikaturen in Teilen der muslimischen Welt als rotes Tuch gilt. Nach Angaben von Diplomaten war es US-Präsident Barack Obama, der einen maßgeblichen Anteil an der türkischen Zustimmung habe. Obama überzeugte offenbar den türkischen Präsident Abdullah Gül.
Neue Sicherheitsstrategie
Zuvor hatte unter anderem Silvio Berlusconi in einem viel beachteten Handy-Telefongespräch 23 Minuten lang versucht, den türkischen Recep Tayyip Erdogan für die Personalie zu gewinnen. Berlusconi verpasste deshalb auch das «Familienfoto» der Teilnehmer an dem Nato-Gipfel. Nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel habe die Nato Handlungsfähigkeit bewiesen. Es sei trotz der Vorbehalte der Türkei gelungen, Rasmussen einstimmig zum neuen Generalsekretär zu benennen. «Ich fahre sehr zufrieden nach Hause», so Bundeskanzlerin Angela Merkel. Rasmussen selbst äußerte sich in einer ersten Stellungnahme so: «Ich werde alles tun, was ich kann, um dem Vertrauen gerecht zu werden, das meine Kollegen mir gezeigt haben.» Er sprach von einem «historischen Tag», nicht nur, weil erstmals ein Däne den Posten des Nato-Generalsekretärs einnimmt.
Es sei auch ein historischer Tag, weil die Nato, die «die erfolgreichste Friedensbewegung, die die Welt je gesehen hat, heute ihr 60. Jubiläum feiert». Sein Amt als dänischer Ministerpräsident wird er Anfang nächster Woche abgeben. Nachfolger soll Rasmussens rechtsliberaler Parteikollege Lars Løkke Rasmussen werden. Er ist derzeit Finanzminister in der liberal-konservativen Minderheitsregierung. Ebenfalls beschlossen wurde eine Erneuerung der Sicherheitsstrategie der Nato. Eine Expertengruppe soll nun ein neues Sicherheitskonzept erarbeiten. (nz/dpa/AP)