Ein Bayer soll’s richten
FRANKFURT - Der Neue an der Seite von Andrea Ypsilanti ist im Allgäu geboren. Er ist fleißig, pragmatisch, wenig konfrontativ - und Konvertit
Weithin unbekannt ist stark untertrieben: Als der Name des neuen SPD-Spitzenkandidaten bekannt wurde, mussten auch die hessischen Landtagskorrespondenten erstmal im Internet gucken, wer das ist: Thorsten Schäfer-Gümbel (39).
Als er dann beim Parteirat vom Tagungstisch aufstand, gab es ein wahres Blitzlichtgewitter – alle Fotografen und Kamerateams machten Bilder, denn zuvor gab es in den Archiven kein einziges von ihm. „TSG“, wie er parteiintern genannt wird, wurde 1969 in Oberstdorf (Allgäu) geboren. Aufgewachsen in Gießen, hat er dort Agrar- und Politikwissenschaften studiert. Dann machte er Karriere bei der Stadt: Referent des Jugenddezernenten, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Oberbürgermeisters.
2003 ging er in die Landespolitik, wurde Abgeordneter und Sprecher der SPD-Fraktion für Beschäftigungspolitik. Soziale Themen, Arbeitnehmerrechte, Mindestlohn sind seine Schwerpunkte. Engagiert ist er auch im Kampf gegen Rechts. Vor neuen Medien hat er keine Scheu – so pflegt er einen Video-Dialog mit einem FDP-Abgeordneten bei YouTube.
Parteifreunde beschreiben ihn immer wieder als „ungemein fleißig, ungemein intelligent“. Er hat Spaß am konzeptionellen Denken – so hat er für die Bundes-Partei das Modell der Bürgerversicherung mitentwickelt. Innerparteilich gilt er als pragmatischer Linker, der in Konflikten eher moderierend als konfrontativ auftritt. Über seine Außenwirkung ist mangels Erprobung bisher nichts bekannt. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Und er ist Konvertit: Er ist vom katholischen zum evangelischen Glauben übergetreten. tan