Eigenlob für die Schulen
MÜNCHEN - Er sieht das bayerische Schulsystem durch die Pisa-Studie "eindrucksvoll bestätigt": Bayerns neuer Kultusminister Ludwig Spaenle preist die Vorzüge der Dreigliedrigkeit. Oppositionspolitiker und Bildungsexperten sind nicht ganz so euphorisch.
Acht Punkte haben gereicht, um Sachsen an Bayern im Pisa-Vergleich vorbeiziehen zu lassen. In den Naturwissenschaften erreichten sächsische Schüler 541 Punkte, bayerische 533.
Nicht tragisch für Ludwig Spaenle. Der neue Kultusminister hatte gestern bei der Vorstellung der bayerischen Ergebnisse in der Hauptschule an der Wittelsbacher Straße seinen ersten Auftritt in neuer Funktion. Ein dankbarer Anlass: Stolz sei er auf Schüler und Lehrer, sagte Spaenle. Der Abstand zu Sachsen lasse ihn „emotionslos“. „Wir sind nicht in der Bundesliga, wir gehen mit Kindern um“, sagte Spaenle. Guckt man auf die Ministeriums-Homepage, könnte man trotzdem den Eindruck bekommen: „Lesen: nur 1 Punkt Abstand zu Sachsen“.
Die Opposition dagegen bedauert, dass Bayern die Spitzenposition verloren hat. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Pfaffmann, sprach von langjähriger „chronischer Unterfinanzierung“. Strenge Kritik kam auch von Bildungsforscher Olaf Köller. Bei Bayern und Baden-Württemberg habe man „den Eindruck „sie ruhen sich auf ihren Lorbeeren aus“.
Ganztagsschulen sollen ausgebaut werden
Auf den Lorbeeren ausruhen will sich Spaenle nach eigenen Worten nicht. Er versprach den Ausbau der Ganztagsschulen. Zweifel am gegliederten Schulsystem hat der Minister nicht, auch wenn sich mit Sachsen ein Bundesland mit zweigliedrigem Schulsystem als erfolgreicher erwiesen hat. „Das differenzierte Schulwesen Bayerns befähigt die Schüler mit ihren unterschiedlichen Begabungen zu sehr guten Leistungen“, betonte er mehrfach. Für einen Verzicht auf die Hauptschule gäbe es keinen Grund. Sie solle weiter gestärkt werden. Spaenle kündigte an, Kinder mit Migrationshintergrund sprachlich noch intensiver fördern und das Schulwesen noch durchlässiger gestalten zu wollen. Den sächischenErfolg erklärte er unter anderem mit weniger Migranten.
Bisher gab es in Deutschland und besonders in Bayern eine starke Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft. Die Pisa-Koordinatoren sehen zwar eine Verbesserung. „Statistisch bedeutsame“ Verbesserungen gäbe es hier aber nur in Bayern und Rheinland-Pfalz. Der Bayerische Lehrerverband sprach sich für eine längere gemeinsame Schulzeit aus.
ela</>
- Themen:
- Ludwig Spaenle