Ehrung im Landtag? Nein danke!

München - Am Samstagvormittag wird Serena Widmann (46) in der Bayernkaserne sein – wie nahezu jeden Tag. Und das, obwohl die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) um 10 Uhr in den Landtag eingeladen wurde.
Dort will Barbara Stamm den Flüchtlingshelfern „ein herzliches Dankeschön“ aussprechen. „Das ist verlorene Zeit und verschwendetes Geld. Ich war einmal bei einem solchen Empfang, weil ich die Hoffnung hatte, mit Politikern ins Gespräch zu kommen. Doch es gab nur Reden, Sekt und Häppchen. Ich hole mir meine Anerkennung bei den Flüchtlingen“, sagt Serena Widmann.
Bereits im August ging die offene Einladung an Flüchtlingshelfer raus. Doch nachdem Helfer verkündet haben, den Empfang zu boykottieren, sind diese Woche zahlreiche Helfer angerufen und nochmals zum Empfang eingeladen worden.
„Es ist frustrierend, wie uns Ehrenamtlern Steine in den Weg gelegt werden, wenn wir Geflüchteten bei der Integration helfen wollen. Anträge werden nicht bearbeitet, es gibt nicht genug Deutschkurse und undurchsichtige und ständig neue Regelungen, wenn es um Wohnungen und Arbeit geht“, sagt Widmann.
Ehrenamtler haben keine Lust auf die Ehrung
Seit fünf Jahren koordiniert sie die Freizeitaktivitäten in der Bayernkaserne. Doch wenn ganze Häuser in der Bayernkaserne geschlossen werden und Hunderte Geflüchtete in andere Erstaufnahmeeinrichtungen umziehen, dann erfährt sie das nicht vorab. „Ämter und Regierung sollten Hand in Hand mit uns arbeiten und nicht gegen uns“, sagt Widmann. Auch deshalb wird sie am Samstag nicht zu dem Empfang gehen.
Der Landtag dementiert, was unter Flüchtlingshelfern die Runde macht – dass niemand zu dem Empfang kommen will: „Der Landtag hat viel mehr Rückmeldungen bekommen als ursprünglich erwartet. Es kann überhaupt keine Rede davon sein, dass der Landtag nachgeladen hätte.“
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Und führt weiter aus: „Es handelt sich hierbei nicht um einen Sekt-Empfang. Vielmehr haben die Flüchtlingshelfer die Gelegenheit sich im Landtag an Infoständen mit Fragen und Anliegen an Vertreter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, des Bayerischen Sozialministeriums, des Integrationsbeauftragten sowie mehrerer Sozialverbände zu wenden. Zugleich ist die Veranstaltung ein Zeichen der Wertschätzung des Landtags als Institution und keiner einzelnen Fraktion für die Arbeit der Flüchtlingshelfer.“
Serena Widmann wird trotzdem nicht gehen. So wie viele Flüchtlingshelfer, die sich von Ämtern und Regierung in ihrer Arbeit behindert fühlen.