Edmund Stoiber im Bierzelt-Wahlkampf: „Das Original ist wieder da“

Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber wird von 4000 Menschen im Freisinger Festzelt begeistert begrüßt. Er schimpft über die CDU, stichelt gegen seine Nachfolger an der CSU-Spitze - und lässt sich auch von Autonomen im Saal nicht irritieren.
von  Abendzeitung

FREISING - Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber wird von 4000 Menschen im Freisinger Festzelt begeistert begrüßt. Er schimpft über die CDU, stichelt gegen seine Nachfolger an der CSU-Spitze - und lässt sich auch von Autonomen im Saal nicht irritieren.

Es klingt wie ein verzweifelter Appell, was der Ortsvorsitzende der CSU Freising da ins Festzelt brüllt: „Haltet durch!“ Gleich kommt Edmund Stoiber. „Er wird Ihnen die notwendige Schubkraft geben.“ Und dann kommt Edmund Stoiber, strahlend, winkend. Auch der Defiliermarsch ertönt – wie früher. „Herzlich willkommen im wohl größten Bierzelt Bayerns im laufenden Landtagswahlkampf!“, sagt Edmund Stoiber jovial und grinst.

Und er meint: Ich fülle mühelos ein Zelt mit 4000 Menschen; als mein Nachfolger Günther Beckstein vor kurzem auf dem Freisinger Marktplatz auftrat, kamen gerade mal tausend.

Der ehemalige Ministerpräsident genießt seinen Auftritt, gerade zweimal tritt er überhaupt nur vor dieser Wahl auf. Sein Double, Wolfgang Krebs, der mache seine Sache gar nicht so schlecht. „Aber jetzt ist mal wieder das Original da, der echte Stoiber!“ Riesen-Jubel im Saal.

"Die CDU ist viel glatter gebügelt, als es ihr gut tut", ruft Stoiber verächtlich

Der echte Stoiber will eine echte CSU – und keine schwächelnden Nachfolger, das macht er deutlich. „Wer soll in Deutschland die bürgerlichen Tugenden ansprechen, wenn nicht eine selbstbewusste und erfolgreiche CSU?“ Die Konservativen hätten „zu wenig Sprachrohre in Deutschland“. Von der CDU sei nichts zu erwarten, sagt Stoiber verächtlich, „die ist in der großen Koalition viel glatter gebügelt, als es ihr guttut.“

Stoiber brüllt, zappelt jetzt wie früher. „Stellen Sie sich mal vor. Deutschland ohne Bayern. Da wäre Deutschland ziemlich arm dran.“ Plötzlich gibt es Aufregung im Bierzelt, zwei Vermummte stürmen in die Festhalle, rufen „A-A-Antifa!“ Stämmige Ordner geleiten die beiden vor die Tür. „Sehen Sie“, ruft Stoiber, „so geht’s wenn die CSU nicht mehr so stark wäre.“

Giftig spricht Stoiber von seinen Nachfolgern "Erwin Huber und - äh - Günther Beckstein"

Und dann reibt er seinem Publikum wieder unter die Nase, was Bayern durch die CSU – also durch Edmund Stoiber – alles bekommen hat: Wohlergehen, Ausbildung, soziales Klima, leben und leben lassen, wenig Kriminalität. „Dieses bayerische Lebensgefühl immer zu treffen und zu artikulieren, ist Aufgabe der CSU.“ Und dann fügt er einen giftigen Satz hinzu: „Ich wünsche mir, dass meine Nachfolger Erwin Huber und – äh – Günther Beckstein das ebenfalls schaffen.“ Weil ihm der Name Becksteins nicht einfällt, lacht das ganze Zelt.

Dann knöpft er sich die Linke vor, die „am Rande unseres Verfassungsbodens steht“. Die FDP, die in Bayern mitregieren will. „Das wird ein Traum bleiben.“ Die Freien Wähler, die in Brüssel und Berlin nichts reißen. Die Grünen, die „die Seele Bayerns verraten“. Stoiber watscht die Gegner im „Münte-Sprech“ ab: „Sie kennen Bayern nicht. Und sie können Bayern nicht.“

Die Menschen jubeln dem selbsternannten "Ehrenspielführer" der CSU zu

Als er nach eineinhalb Stunden zum Schluss kommt, beschwört er seine Partei: „Ich wünsche mir, dass meine CSU nicht mit hängenden Schultern rumläuft.“ Die größte Katastrophe wäre, wenn die CSU auf einen Koalitionspartner angewiesen wäre. Stoiber kündigt an: „Ich werde mich als Ehrenspielführer zurückmelden und manchen Einwurf machen.“ Die Menschen jubeln.

Volker ter Haseborg

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