Duisburger Mafia-Morde: Die Polizei fasst Verdächtige
Seit Jahren nutzen Angehörige der «Cosa Nostra» Deutschland als Rückzugsraum. Im vergangenen Jahr wurden sechs Männer in Duisburg erschossen. Nun berichten Ermittler in Kalabrien von einem Erfolg gegen eine große kalabrische Organisation, die inzwischen mächtiger als die sizilianische Mafia sein soll.
Neun Monate nach den sechs Mafia-Morden in Duisburg hat die italienische Polizei in Kalabrien sieben Personen festgenommen. Die Verdächtigen gehörten den rivalisierenden Clans des Verbrechersyndikats 'Ndrangheta an, die hinter den Morden vom 15. August 2007 in Duisburg vermutet werden, teilten am Freitag Polizeisprecher in Süditalien mit. Sie seien aber vermutlich nicht direkt in die Morde verwickelt, hieß es.
Laut Polizei sind zwei weitere Verdächtige noch auf freiem Fuß. Ein Duisburger Polizeisprecher teilte mit, man habe keine Informationen zu den Festnahmen in Italien. Die 'Ndrangheta ist vor allem in Kalabrien aktiv. Sie gilt inzwischen als mächtiger als die sizilianische Mafia. Bei dem Duisburger Verbrechen waren im vergangenen Sommer vor dem Restaurant «Da Bruno» sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 39 Jahren erschossen worden. Ausgelöst worden war das Massaker offenbar durch einen seit 1991 in San Luca schwelenden Mafiakrieg zwischen den Clans der Strangio/Nirta und der Vottari/Romeo Pelle.
2006 gab es 26 Ermittlungsverfahren
Angehörige der italienischen Mafia nutzen Deutschland als Rückzugsraum, wie die deutschen Ermittler seit den 80er Jahren wissen. Dem Bundeskriminalamt zufolge ging es den Mafiosi häufig darum, Auseinandersetzungen rivalisierender Clans in Italien auszuweichen oder den italienischen Strafverfolgungsbehörden zu entgehen. Laut dem letzten «Bundeslagebild Organisierte Kriminalität» des BKA wurden in Deutschland allein im Jahr 2006 insgesamt 26 Ermittlungsverfahren gegen italienische Tätergruppen mit insgesamt 355 Tatverdächtigen geführt. In den meisten Fällen ging es um Rauschgift- und Eigentumskriminalität. Fünf dieser Gruppierungen wiesen Bezüge zur Cosa Nostra, weitere fünf zur 'Ndrangheta sowie drei zur Camorra auf. Nach den Mafia-Morden von Duisburg richteten BKA und italienische Polizei im Dezember eine gemeinsame Anti-Mafia-Task-Force ein. «Die Brutalität, mit der die Verbrechen in Duisburg begangen wurden, ist neu und erfordert weitere Maßnahmen», sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke damals.
Enge Kooperation zwischen Deutschland und Italien
Ziel der Task Force ist die Auswertung von Daten, Informationen und Hinweisen zur Präsenz und Aktivität der Mafia in Deutschland. Zwei Arbeitsgruppen mit Sitz beim BKA in Wiesbaden und in Italien bei der Direzione della Polizia Criminale (Direktion der Kriminalpolizei) sollen eng kooperieren. Seit 1997 wurden in Deutschland laut BKA mehr als 65 italienische Staatsangehörige mit Zugehörigkeit zu einer italienischen Mafia-Organisation festgenommen. Darunter waren auch einige der meistgesuchten Mafiosi Italiens. Beispielsweise wurde im September 2003 in der Nähe von Rosenheim der 39 Jahre alte Giuseppe R. festgenommen und nach Italien ausgeliefert. Giuseppe R. galt als Führungsmitglied des Camorra-Clans der Casalesi aus der Region Neapel und wurde in Italien als Auftraggeber mehrerer Morde ermittelt.
Erfolge nach intensiver Fahndung
Ferner wurde im September 2005 nach intensiven Fahndungsmaßnahmen im Saarland der 36-jährige Josef F. festgenommen. F. gehörte zu einer gefährlichen Mafia-Familie aus der Region Ribera auf Sizilien. Er wurde in Italien wegen der Beteiligung an acht Tötungsdelikten - unter anderem der Ermordung eines italienischen Polizeibeamten - im Jahr 2004 in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er stand außerdem im Verdacht, den Sohn eines italienischen Kronzeugen auf grausame Weise umgebracht zu haben. (AP/nz)
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