Dschihadisten in Kobane in der Defensive

Dank internationaler Luftangriffe können Kurden die IS-Terrormiliz in Kobane weiter zurückdrängen. Im Westirak befürchten die Behörden neue Offensiven der Dschihadisten - und verhängen eine Ausgangssperre.
von  dpa

Dank internationaler Luftangriffe können Kurden die IS-Terrormiliz in Kobane weiter zurückdrängen. Im Westirak befürchten die Behörden neue Offensiven der Dschihadisten - und verhängen eine Ausgangssperre.

Kobane - Nach tagelangen Luftschlägen und andauernden Angriffen kurdischer Kämpfer ist die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus großen Teilen der von ihr eroberten Gebiete in der nordsyrischen Stadt Kobane vertrieben worden.

Der Vize-Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane, Idris Nassan, sagte, die Dschihadisten hätten noch 15 bis 20 Prozent des Ortes unter Kontrolle. Vor einer Woche war von etwa 40 Prozent die Rede. Im Westirak bereitet sich die Stadt Ramadi auf einen Großangriff der Dschihadisten vor.

Die dortigen Behörden verhängten eine Ausgangssperre, wie das Nachrichtenportal "Sumaria News" berichtete. Es sei noch unklar, wie lange die seit Mitternacht geltende Maßnahme andauern werde. Zuvor habe es Geheimdienstinformationen über bevorstehende Angriffe der Dschihadisten auf Sicherheitskräfte und Bürger der Stadt gegeben.

Ramadi liegt 100 Kilometer westlich von Bagdad in der von einer sunnitischen Mehrheit bewohnten Provinz Anbar. Die Stadt befindet sich auf einer wichtigen Versorgungsroute der Extremisten, die von Syrien bis kurz vor Bagdad reicht. Viele Gebiete in Anbar sind bereits unter IS-Herrschaft.

Auch in Kobane gab es laut kurdischen Aktivisten Offensiven der sunnitischen Extremisten. Der kurdische Aktivist Farhad Schami sagte der dpa, dass es in der Nacht neue IS-Angriffe auf kurdische Kämpfer im Osten und Süden der Stadt gegeben habe, die jedoch zurückgeschlagen worden seien. Seinen Angaben nach flog das Anti-IS-Bündnis zwischen Mitternacht und dem frühen Freitagmorgen sechs Angriffe auf Stützpunkte der Dschihadisten im Osten der Stadt. Die IS-Miliz hatte Anfang September ihren Vormarsch auf die Kurdenenklave Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) begonnen.

Nach Angaben der oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter rüsten sich die Dschihadisten in Aleppo nun auch für Einsätze mit Kampfflugzeugen. Ehemalige irakische Armeeoffiziere bildeten IS-Kämpfer derzeit aus, hieß es. Drei Kampfflugzeuge - vermutlich ältere MiG 21 und 23 aus russischer Fertigung - sollen sich auf einem Militärflugfeld der nördlichen Provinz Aleppo befinden. Die Aktivisten berichten unter Berufung auf Einwohner der Region, dass mindestens ein solches Flugzeug gesehen wurde, als es in niedriger Höhe flog. Solche Meldungen sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar.

Die USA meldeten vorsichtig Fortschritte in Kobane. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, erklärte, die Luftangriffe seien "sehr präzise" gewesen. Die Sicherheitslage sei weiter prekär. Es scheine, dass der IS-Vormarsch verlangsamt worden sei. Die USA wüssten, dass sie den Dschihadisten Schaden zugefügt hätten. Die internationalen Angriffe gegen die Terrormiliz hatten am 8. August zunächst im Irak begonnen und wurden später auf Syrien ausgeweitet. Der internationale Einsatz trägt nun den offiziellen Namen Operation "Inherent Resolve", übersetzt etwa "Natürliche Entschlossenheit".

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