Drückt Boykott den Spritpreis?

MÜNCHEN - Es müsse ein "Preis-Krieg" entfacht werden. Eine Ketten-Mail fordert dazu auf, zwei Ölfirmen zu meiden. Experten sind skeptisch - und schlagen andere Möglichkeiten vor, das eigene Portemonnaie zu entlasten.
Die Benzin- und Dieselpreise: ein Dauer-Ärgernis. Die 1,50 Euro-Grenze für den Liter ist längst gefallen, Tanken wird für Münchner mit knappem Budget zum Luxus. Eine Ketten-Mail, deren Urheber anonym bleibt, ruft deswegen zum Teil-Boykott von Tankstellen auf: Nur die Zapfsäulen von Total und Shell sollen gemieden werden – bis zum Ende des Jahres.
Die Mail mit 16-seitigem pdf-Anhang, die derzeit mit großer Begeisterung von der Münchner Film- und Medienbranche verschickt wird, schockt zunächst mit einem noch heuer möglichen Spritpreis von 1,70 Euro – um dann die Frage zu stellen: „Wollen Sie eine Preissenkung beim Benzin?“ Klare Sache, das will ja jeder. Aber wie? Das wird den Kettenbrief-Empfängern so klar gemacht: „Jemand hat einen Plan ausgedacht, der funktionieren kann, wenn man es wirklich will.“
"Einen Preis-Krieg entfachen"
Die einzige Chance sei, die Ölgesellschaften da zu schlagen, wo es ihnen weh tue: „Bei ihrem Portemonnaie!“ Es müsse ein „Preis-Krieg“ entfacht werden. Durch den Boykott von Total und Shell würden die beiden Konzerne gezwungen, ihre Preise zu senken. Und schon habe der Verbraucher gesiegt.
Nun ja, ganz so einfach dürfte die Sache nicht sein. Verbraucherverbände reagieren angesicht des Boykott-Aufrufs zurückhaltend. Sie verweisen auf die multinationalen Verflechtungen der Öl-Konzerne, durch die sie eventuelle Umsatz-Einbußen – sofern sie denn überhaupt zustande kämen – relativ schmerzlos kompensieren könnten.
Auch bei den Automobilclubs ist man nicht sehr angetan vom Inhalt der Ketten-Mail. Sinnvoller seien Maßnahmen zum Sprit-Sparen. Also etwa:
weniger Autofahren, mehr den MVV nutzen
spritsparende Fahrweise
Preise vergleichen
Reifendruck kontrollieren, Leichtlaufreifen verwenden, Breitreifen meiden.
ber