Drei weitere Verhaftungen nach Boston-Anschlag
Washington/Moskau - Zweien der drei festgenommenen, 19 Jahre alten Studenten wird nach Medienberichten vom Donnerstag vorgeworfen, nach dem Attentat Beweismaterial aus dem Zimmer des Tatverdächtigen beiseitegeschafft zu haben, um ihn zu decken.
Darunter seien ein Laptop sowie ein Rucksack mit entleerten Feuerwerkskörpern gewesen. Der dritte soll die Polizei belogen haben.
Eine Verwicklung in die Attacke werde den drei Studenten zwar nicht zur Last gelegt. Ihnen drohten aber mehrjährige Haftstrafen. Bei den Festgenommenen handelt es sich laut Gerichtsunterlagen um zwei Männer aus Kasachstan und einen Amerikaner.
Bei dem Anschlag am 15. April waren drei Menschen getötet und weit über 200 verletzt worden. Dschochar Zarnajew (19) war wenige Tage nach dem Anschlag schwer verletzt gefasst worden und sitzt in Haft. Sein Bruder Tamerlan (26) wurde bei einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Beide haben Wurzeln in Tschetschenien.
Die drei Festgenommenen wurden noch am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. Sie verzichteten darauf, auf Kaution freigelassen zu werden. Laut dem Nachrichtensender CNN waren sie bereits am 19. April von der Polizei befragt worden.
Die beiden Kasachen sollen einen Laptop und einen Rucksack mit Feuerwerkskörpern, aus denen das Pulver entfernt worden war, aus dem Zimmer Zarnajews gebracht haben. Laut Staatsanwaltschaft wollten sie ihren Freund vor Ärger bewahren, nachdem sie sein Fahndungsfoto gesehen hatten.
Nach Angaben aus Kasachstan werden die beiden Studenten am 14. Mai erstmals in den USA vor Gericht gestellt. Sie seien mittlerweile in ein US-Bundesgefängnis überstellt worden und arbeiteten mit den Ermittlern zusammen, teilte das Außenministerium in Astana mit. Die Behörde betonte, den 19-Jährigen werde keine Verwicklung in den Anschlag vorgeworfen. Dennoch droht ihnen nach US-Angaben eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren.
Der Amerikaner soll Ermittler angelogen haben, wofür eine maximale Haftstrafe von acht Jahren angesetzt werden kann. Beide Fälle werden getrennt behandelt. Darauf wies auch dessen Anwalt deutlich hin. Die Verteidiger der beiden anderen Verdächtigen wiesen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weitgehend zurück. Ihre Klienten seien schockiert über den Anschlag und wollten, dass die Wahrheit herauskomme.
Der Rucksack und die entleerten Feuerwerkskörper waren laut CNN vergangene Woche auf einer Mülldeponie gefunden worden. Was mit dem Laptop geschah, sei nicht bekannt.
Nach den weiteren Festnahmen versuchte die Bostoner Polizei, die Bevölkerung zu beruhigen. Es bestehe keine Gefahr, teilte sie per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Nach bisherigen Ermittlungen handelten die beiden Brüder allein, ohne direkten Kontakt zu islamistischen Terrorgruppen.