Drei Israelis unter den Toten

Unter den vier Todesopfern des Selbstmordanschlags in Istanbul sind auch drei Israelis. Zwei von ihnen hätten zudem eine US-Staatsbürgerschaft, bestätigte das israelische Außenministerium in Jerusalem.
von  dpa

Jerusalem/Istanbul - Dabei handelt es sich nach Medienberichten um einen 40-Jährigen sowie einen 70-Jährigen. Das dritte Opfer sei eine 60-Jährige.

Die Mutter von vier Kindern und mehrfache Großmutter war mit ihrem Mann in der türkischen Metropole im Urlaub. Ihr Ehemann sei unter den Verletzten, berichteten israelische Medien. Nach türkischen Medienberichten handelt es sich bei dem vierten Todesopfer um eine Frau aus dem Iran. Eine Bestätigung lag zunächst nicht vor.

Ein Selbstmordattentäter hatte am Samstag in der belebten Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal vier Menschen mit in den Tod gerissen, 36 Menschen wurden verletzt. Darunter sind nach neuesten Angaben 24 Ausländer.

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, erste Hinweise deuteten auf das Umfeld der Terrormiliz Islamischer Staat hin. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu erklärte Online, es werde mit großer Sorgfalt in mehrere Richtungen ermittelt. Die Tat werde bald aufgeklärt, versicherte er.

In der Türkei kam es in den vergangenen Monaten zu einer Serie von Anschlägen. Nach Regierungsangaben ist der IS für ein Attentat auf eine deutsche Reisegruppe im Januar verantwortlich. Damals riss ein Selbstmordattentäter in der Altstadt Istanbuls zwölf Deutsche mit in den Tod. Zu einem Anschlag am vergangenen Sonntag mit 37 Toten bekannte sich eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK (TAK). In ihrem Bekennerschreiben hatte die Gruppe mitgeteilt, der Anschlag habe eigentlich Sicherheitskräften gegolten.

Eine PKK-Dachorganisation erklärte am Samstag nach dem Anschlag in Istanbul, dass sie Angriffe auf Zivilisten verurteile. "Die kurdische Freiheitsbewegung lehnt Angriffe, die Zivilisten zum Ziel haben ab", hieß es nach Angaben der PKK nahen Nachrichtenagentur Firat.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, es sei noch unklar, ob der Anschlag auf israelische Touristen abzielte. Zehn Israelis waren auch unter den Verletzten.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu übermittelte Netanjahu einen Brief, in dem er den israelischen Familien nach dem "abscheulichen Anschlag" sein Beileid aussprach. Das Attentat zeige einmal mehr, "dass die internationale Gemeinschaft geeinigt und entschlossen gegen die schändlichen Ziele von Terrororganisationen vorgehen muss", schrieb Davutoglu nach Angaben des Netanjahu-Büros. 

Eine Maschine der israelischen Armee mit Rettungskräften ist unterwegs in die Türkei. Mehrere israelische Verletzte seien bereits in ihre Heimat gebracht worden, berichtete die "Times of Israel".

Am Samstagabend legten Händler am Anschlagsort rote Nelken nieder, die in der Türkei ein Ausdruck für Trauer sind. Sie platzierten außerdem Schilder mit der Aufschrift: "Wir haben keine Angst. Wir sind hier. Wir werden uns nicht (daran) gewöhnen."

Die Botschaftsschule in Istanbul, die die Klassen eins bis vier umfasst, bleibt am Montag geschlossen. Außerdem wird den Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder bis zu den am kommenden Freitag beginnenden Osterferien in die Schule oder den Kindergarten schicken wollen, wie aus einem Schreiben der Schulleitung hervorgeht.

Das deutsche Generalkonsulat in Istanbul hatte vergangene Woche gewarnt, dass das kurdische Newroz-Fest an diesem Montag Anlass zu "gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen" sein könnte. Am Donnerstag und Freitag waren das Generalkonsulat in Istanbul, die Botschaft in Ankara und weitere deutsche Einrichtungen wegen einer Terrorwarnung geschlossen worden.

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