Donald Trump: Planlos im Weißen Haus

Donald Trump missbraucht sein Amt, die Präsidentschaft überfordert ihn und die Welt wird noch eine ganze Weile zusehen, bangen und hoffen müssen. Ein Kommentar von AZ-Onlinechef Stephan Kabosch.
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Das Amt überfordert den Mann: Stephan Kabosch (kl. Bild) über US-Präsident Donald Trump.
AZ, dpa Das Amt überfordert den Mann: Stephan Kabosch (kl. Bild) über US-Präsident Donald Trump.

Lügen und Verrat, Rüpelhaftigkeit und Skrupellosigkeit. So dreist, so undiplomatisch, so brutal und so gefährlich wie Donald Trump ist noch kein US-Präsident der Geschichte in sein Amt gepoltert. Da ist die jüngste Affäre um von ihm persönlich an Russland weitergegebene Geheimdienstinformationen nur die vorerst letzte Episode in einer Reihe von Skandalen. Und sie ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Geschäftsmann Trump einfach keine Ahnung hat vom "Business Präsidentschaft". In diesem Fall aber ist es noch schlimmer: Donald Trump ist zu einem veritablen Sicherheitsrisiko geworden.

Was kommt da noch alles auf die USA und die Welt zu, lautet die eine Frage. Die andere: Wie lange kann sich Trump im Amt halten, welches er ganz offenkundig nicht nur missbraucht, sondern das ihn auch überfordert?

Die Welt war überrascht und über(t)rumpelt gewesen in jener Novembernacht 2016, als nicht Hillary Clinton, sondern Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewann. Und sie begleitete den milliardenschweren Selbstdarsteller mit großer Sorge und vielen Zweifeln ins Weiße Haus – aber auch mit der Hoffnung, dass das Amt die Person verändern werde. Trump wäre ja auch nicht der erste gewesen, der sich vom Cowboy zum Staatsmann wandelt, vom egomanischen Soziopathen zum beratungsbereiten Teamplayer.

Die Hoffnung darauf, dass dieser Spuk bald ein Ende hat

Ein halbes Jahr später ist nichts mehr übrig von dieser zarten Erwartungshaltung. Sie wird ersetzt durch die Hoffnung darauf, dass dieser Spuk, dass dieser schlimmste anzunehmende demokratiepolitische Betriebsunfall, wenigstens möglichst bald ein Ende hat. Ob dieses Ende eher früher als später kommen wird, ist indes fraglich. Ja sicher, die Vereinigten Staaten verfügen über eine erstaunliche Selbstreinigungskraft. Präsidenten wie Richard Nixon (Watergate-Skandal), Ronald Reagan (Iran-Contra-Affäre) und Bill Clinton (wegen seiner Beziehung zur Praktikantin Monica Lewinsky) haben das zu spüren bekommen. Aber nur Nixon kostete die Affäre auch das Amt. Donald Trump mag amerikanische Geschichte zwar nicht in all ihren Details kennen, aber er wird wissen, dass er noch ein gutes Stück davon entfernt ist, aus dem Weißen Haus gejagt zu werden. Zwar hat dieser 45. Präsident inzwischen die historisch niedrigsten Popularitätswerte unter der Gesamtbevölkerung, aber immer noch die Zustimmung von 80 Prozent jener Amerikaner, die ihn gewählt haben. Zwar rücken immer mehr Republikaner von ihm ab, aber immer noch ist der Rückhalt im Kongress offenbar groß genug, um das Wort "Amtsenthebungsverfahren" (Impeachment) gar nicht erst in den Mund zu nehmen. Und selbst wenn: ein Impeachment würde Monate dauern.

Noch also scheint Donald Trump auf der sicheren Seite zu sein. Noch muss die Welt sich darauf einstellen, dass dieses unwürdige Schauspiel zu Washington eine ganze Weile andauert - und inständig darauf hoffen, dass nicht noch Schlimmeres passiert.

Lesen Sie auch: Idiot oder Anführer? - Was die Amerikaner über Trump denken

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