Donald Trump erfindet Terror-Anschlag in Schweden
Nach vier von Problemen gekennzeichneten Wochen im Amt hat sich US-Präsident Donald Trump mit einer aggressiven Rede an seine Wählerschaft gewandt. Bei einer Kundgebung vor Tausenden Anhängern in Melbourne (Florida) feuerte er am Samstag erneut Breitseiten gegen die Medien ab, die eine „falsche Geschichte nach der anderen veröffentlichen“.
Trump beklagte den „Schlamassel“, den ihm die Regierung seines Vorgängers Barack Obama hinterlassen habe. Er versprach einen „großartigen“ neuen Krankenversicherungsplan, den baldigen Baubeginn einer „großartigen“ Grenzmauer zu Mexiko und Millionen „schöner“ Jobs. „Ich werde liefern“, rief er unter dem Jubel der Zuhörer aus.
Auch der bislang vor Gerichten gescheiterte Einreisestopp für Bürger mehrerer islamischer Länder werde kommen, kündigte Trump an. Unter Hinweis auf Anschlagziele in Europa versprach er, Amerikas Sicherheit zu gewährleisten. Dass er neben Deutschland, Belgien und Frankreich – wo im vergangenen Jahr tatsächlich Anschläge islamistischer Terroristen verübt wurden – auch Schweden nannte, sorgte in dem skandinavischen Land für Verwunderung und Spott. Von einem Anschlag war dort nichts bekannt.
In Schweden wurde die Erwähnung des Landes in einer Reihe mit Terrorzielen mit Erstaunen aufgenommen. Die Zeitung "Aftonbladet" setzte eine Nachricht in englischer Sprache auf ihre Online-Seite. Unter der Überschrift "Das ist am Freitagabend in Schweden passiert, Mr. President" wurden Meldungen zitiert: Der 87 Jahre alte Sänger Owe Thörnquist hatte technische Probleme bei Proben für den Vorentscheid zum Eurovision-Song-Contest. Im Norden Schwedens wurde eine Sturmwarnung ausgegeben. In Stockholm verfolgte die Polizei einen Autofahrer - ihm wird Trunkenheit am Steuer und Autodiebstahl vorgeworfen. Zuvor hatte sich ein Mann mitten in Stockholm in Brand gesetzt. Ein Motiv sei nicht bekannt, der Staatsschutz sei aber nicht eingeschaltet worden.
Unter dem Hashtag #LastNightInSweden tauschten sich Twitternutzer munter darüber aus, was in Schweden sonst noch passierte ("Ikea-Schrank falsch aufgebaut", "Bier getrunken, eingeschlafen"). Der frühere schwedische Außenminister Carl Bildt fragte dort mit Blick auf Trump: "Schweden? Terrorangriff? Was hat er geraucht?"
"Schweden, würdet Ihr das glauben?", hatte Trump gerufen. "Sie haben große Zahlen aufgenommen, und jetzt haben sie Probleme, die sie nie für möglich gehalten haben." Zu Beginn seiner Rede, in der sich der Präsident auch wieder die aus seiner Sicht unehrlichen Medien vorknöpfte, hatte Trump versichert: "Wir sind hier, um die Wahrheit zu sprechen, die ganze Wahrheit, und nichts als die Wahrheit."
Die bisherige Arbeit des Weißen Hauses nannte er „reibungslos“ und bekräftigte seine Wahlversprechen, ohne aber Einzelheiten zu nennen. Trump sprach vor dem Hintergrund zahlreicher Berichte über Chaos und Verwirrung im Weißen Haus, untermauert durch die gerichtliche Blockade seines Einreiseverbots für viele Muslime und Wirbel um seinen – schließlich zum Rücktritt gezwungenen – Sicherheitsberater Michael Flynn. Trump spielte die Pannen als Erfindungen der „unehrlichen“ Medien herunter.
Bereits zuvor hatte Trump via Twitter seinem offensichtlichen Unmut über die Berichterstattung der Medien Luft gemacht. Die „Fake news media“ seien nicht „mein Feind, sie sind der Feind des amerikanischen Volkes“, schrieb der Republikaner. Namentlich nannte Trump dabei die „New York Times“ und die Sender NBC News, ABC, CBS und CNN.
Kritik an diesem Tweet kam auch aus den eigenen Reihen. Mit solchen Sätzen hätten „Diktatoren angefangen“, sagte der republikanische Senator John McCain. „Wenn man sich die Geschichte anschaut, dann haben Diktatoren als erstes die Presse mundtot gemacht. Ich sage nicht, dass Präsident Trump versucht, ein Diktator zu sein. Ich sage nur, dass wir aus der Geschichte lernen müssen.“