Dolchstoß aus den eigenen Reihen: "Maget ein armes Schwein"

Auch das noch: Nicht nur in der Bundes-SPD geht es drunter und drüber. Während am Schwielowsee bei Berlin der rote Showdown stattfand, zog auch 600 Kilometer südlich im Freistaat ein Genosse den Dolch und sagte den Seinen ein Wahl-Debakel voraus.
von  Abendzeitung
K.o.-Schläger für die Genossen: Bayerns DGB-Chef Schösser.
K.o.-Schläger für die Genossen: Bayerns DGB-Chef Schösser. © Petra Schramek

MÜNCHEN/NÜRNBERG - Auch das noch: Nicht nur in der Bundes-SPD geht es drunter und drüber. Während am Schwielowsee bei Berlin der rote Showdown stattfand, zog auch 600 Kilometer südlich im Freistaat ein Genosse den Dolch und sagte den Seinen ein Wahl-Debakel voraus.

Ausgerechnet der bayerische DGB-Chef und frühere SPD-Landtags- und Bundestagsabgeordnete Fritz Schösser machte die weiß-blauen Sozis nieder. Er sieht die SPD als große Verliererin bei der Landtagswahl. „Franz Maget ist ein armes Schwein“, sagt er. Sein Anspruch, als Ministerpräsident ein Regierungsbündnis anzuführen, sei Illusion. Der Bayern-SPD prophezeit Schösser ein „noch schlechteres Ergebnis“ als bei der Wahl 2003. Damals bekam sie noch 19,6 Prozent. Das saß!

Eigentlich hatte Bayerns SPD-Spitzenkandidat Franz Maget ja ganz andere Sorgen. Auf der Fahrt von seinem Münchner Reihenhaus zu einem Termin nach Nürnberg hing er am Sonntagmorgen mit seinen Vorstandskollegen der Bundes-SPD ununterbrochen am Krisen-Telefon. Er redete auf seinen Busenfreund Franz Müntefering ein, Beck abzulösen. Sonst gehe es mit der SPD ganz bergab.

In Bayern ist sie schon rettungslos verloren, glaubt man Fritz Schösser. Vor fünf Jahren waren die weiß-blauen Genossen unter die 20-Prozent-Marke gerutscht: der Negativrekord ihrer Geschichte. Diesmal müsse die SPD realistisch mit noch weniger Wählerstimmen rechnen, so Schösser. Sie werde Stimmen an die Linken verlieren. Auch wenn er selbst an einen Einzug der Linken, in der vor allem seine Gewerkschafts-Spezln kandidieren, nicht glauben will.

Schösser ist überzeugt: Der CSU werde es wieder gelingen, „die absolute Mehrheit trotz erdrutschartiger Verluste zu verteidigen“. Das ist nicht der erste K.o.-Schlag des DGB-Bosses. Schon 1994 hatte Schösser für Aufregung unter den Genossen gesorgt, als er CSU-Chef Edmund Stoiber als „Lichtgestalt“ gepriesen hatte.

"Ein verbitterter, alter Mann"

Franz Maget schüttelte gestern nur noch ratlos den Kopf. „Es herrscht doch in ganz Bayern Aufbruchstimmung.“ „Das ist doch nur ein verbitterter alter Mann“, giftete Bayerns SPD-Vize Florian Pronold in Schössers Richtung. „Der benimmt sich wie der Opa in der Muppet-Show.“

Die FDP reibt sich unterdessen die Hände. Ihr Spitzenkandidat Martin Zeil: „Man weiß nicht, ob das bei der SPD Selbsterkenntnis oder blanke Verzweiflung ist.“ Die CSU jubelt: „Schösser gibt die Wahl verloren. Anscheinend hat der DGB-Vorsitzende vom Baum der Erkenntnis genascht.“

Angela Böhm

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