Doktorvater tritt zurück

Jura -Professor Häberle geht auf Distanz zum Verteidigungsminister. Hinter vorgehaltener Hand wird über seinen Rücktritt spekuliert.
von  Angela Böhm
Verteidigungsminister im Belagerungszustand: Karl-Theodor zu Guttenberg vor der Münchner CSU-Parteizentrale.
Verteidigungsminister im Belagerungszustand: Karl-Theodor zu Guttenberg vor der Münchner CSU-Parteizentrale. © dpa

 

München - Die CSU steht in Treue fest zu ihrem Verteidigungsminister – aber nur nach außen. Intern beginnt auch die schwarze Verteidigungslinie zu bröckeln. Denn Guttenbergs Verteidigungsschlacht wird immer aussichtsloser. Jetzt gibt sogar sein Doktorvater Peter Häberle (76) Guttenberg einen schmerzhaften Tritt: „Die in der Promotionsschrift von Herrn zu Guttenberg entdeckten, mir unvorstellbaren Mängel sind schwerwiegend und nicht akzeptabel.“

Der emeritierte Jura-Professor wirft dem Baron vor, den Ruf der Uni Bayreuth in Misskredit zu bringen. Zuvor fand sein Nachfolger Oliver Lepsius schon deutliche Worte: „Wir sind einem Betrüger aufgesessen.“ Dabei soll Guttenberg gar nicht die Note gehabt haben, um zur Doktorarbeit zugelassen zu werden. Ein CSU-naher Professor habe ihm die Promotion „ausnahmsweise“ genehmigt, berichtet der Tagesspiegel. Die SPD fordert, dem angeschlagenen Verteidigungsminister die Hoheit über die Bundeswehr-Unis zu entziehen. Absetzbewegungen gibt es vor allem in der Union. Annette Schavan, Bundesforschungsministerin und enge Vertraute der Kanzlerin, erklärte, sie schäme sich für Guttenberg. Bundestagspräsident Norbert Lammert bezeichnete das Fehlverhalten des CSU-Ministers als „Sargnagel für die Demokratie“.
 

Ministerpräsident Horst Seehofer versicherte Guttenberg unter Applaus der CSU-Spitze am Montag noch „volle und uneingeschränkte Solidarität“. Er räumte aber auch ein, dass die Schlacht noch nicht geschlagen sei. Seehofer: „Die Sache ist noch nicht über den Berg.“ Alle warten jetzt, wie die Uni Bayreuth über den Vorwurf, Guttenberg habe in seiner Doktorarbeit vorsätzlich getäuscht, entscheidet. Ein CSU-Vorstand zur AZ: „Wenn er klug wäre, würde er schnell zurücktreten. Dann könnte er in ein paar Jahren wieder kommen. Bei der ganzen Elite der Gesellschaft ist er doch unten durch.“ Ein anderer aus der CSU-Spitze meinte: „Dazu ist es schon zu spät. Was KT sich geleistet hat, ist absolut inakzeptabel. Wir stehen jetzt schön zusammen, solange es geht.“

Und das ist nicht mehr lange, vermutet ein anderer aus der CSU-Spitze: „Wir warten ab, wie sich’s entwickelt.“ Während Guttenberg vor der CSU ein bisserl auf Demut machte und erklärte, was er schon überall erklärt hatte, tat er draußen vor der Tür, als sei nichts gewesen. Er ging vor der CSU-Landesleitung auf die Kameras zu, stoppte, lächelte – und schwieg zu seiner Plagiats-Affäre. „Dazu ist alles gesagt“, wehrte er Fragen ab. Stattdessen demonstrierte er Stärke: „Meine Arbeitskraft, was die Bundeswehr anbelangt, ist vollends gegeben. Ich habe dieses Amt auszufüllen und fülle es mit Freude aus.“

In der Bevölkerung kippt unterdessen die Stimmung. In einer Online-Umfrage des BR sind 63,8 Prozent für Rücktritt. Er sei als Minister nicht mehr tragbar. Nur 36,2 Prozent wollen, dass er im Amt bleibt.

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