Dobrindt winkt ein Ministerposten

Der CSU-Generalsekretär war für den erfolgreichen Wahlkampf verantwortlich und könnte jetzt belohnt werden
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Demonstrativ gut gelaunt zeigten sich CSU-General Alexander Dobrindt und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vor der dritten Sondierung. Verkehrsminister Peter Ramsauer schaute skeptisch.
dpa Demonstrativ gut gelaunt zeigten sich CSU-General Alexander Dobrindt und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vor der dritten Sondierung. Verkehrsminister Peter Ramsauer schaute skeptisch.

Als Alexander Dobrindt einst sein Amt antrat, wurde er noch belächelt. Jetzt winkt ihm ein Job im Kabinett

Berlin - Als es beim zweiten Sondierungsgespräch zwischen Union und SPD nachts plötzlich so laut wurde, dass sogar die Partei-Mitarbeiter draußen vor der Tür zusammenzuckten, war Alexander Dobrindt einer der beiden Schreihälse.

Mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft lieferte sich der CSU-Generalsekretär ein heftiges Wortgefecht übers Betreuungsgeld. Dass die scharfen Töne ausgerechnet von Dobrindt kamen, das wunderte in Berlin niemanden: Lautsprecher ist schließlich sein Job.

Bald könnte Dobrindt allerdings gezwungen sein, ein paar Dezibel runterzudrehen. Sein Parteichef Horst Seehofer hat höhere Weihen für ihn im Sinn. Als Belohnung für den äußerst erfolgreichen CSU-Wahlkampf in Bayern könnte Dobrindt ein Ministerposten in einer möglichen großen Koalition winken. Dafür könnte Peter Ramsauer als Verkehrsminister dran glauben – Seehofer hält ohnehin nicht zu viel von „Ramses“.

Dass Dobrindt auf der Erfolgswelle schwimmt, beweist auch, dass er zur Zielscheibe des Kabarettistenspotts wird. Ein untrügliches Zeichen für den Höhenflug. Django Asül nannte Dobrindt neulich „ein Brillengestell mit Anzug“.

Tatsächlich ist die markante Nerd-Brille, die Dobrindt seit rund zwei Jahren trägt, inzwischen das breiteste Element seines dramatisch erschlankten Körperbaus. 19 Kilogramm hat der CSU-Mann abgespeckt – ob’s mit dem politischen Stress zu tun hatte oder der Geburt seines Sohnes Emmeran vor eineinhalb Jahren?

Was es auch war, Dobrindt hat sich neu erfunden. Als er das Amt des Generalsekretärs übernahm, gab’s in der CSU noch viel Lästerei über den dreifachen Schützenkönig von Peißenberg. Hinter vorgehaltener Hand wurde Dobrindt gerne auch mal „Doofrind“ oder „Drohbrindt“ gerufen.

Mit polemischen Attacken gegen die Griechen (raus aus dem Euro) oder die FDP („Gurkentruppe“) erwarb er sich dann einerseits den Ruf als deftiger Stammtisch-Haudrauf. Andererseits führte er einen modernen Wahlkampf mit „Townhall-Meetings“, Social Media und eigens eingerichteter schicker neuer Wahlkampf-Zentrale.

Im persönlichen Umgang, so hört man, kann Dobrindt freundlich und umgänglich sein. Sogar Claudia Roth, immerhin Chefin der ihm verhassten Grünen, nannte ihn einen „sehr höflichen Menschen“. Nur wie er in Zukunft als möglicher Minister mit Hannelore Kraft, der mächtigsten SPD-Frau und Gegenspielerin im Bundesrat umgeht, das wird spannend.

Am Donnerstag, vor dem Sondierungsgespräch, wurde er mit ihr auf dem Balkon der Parlamentarischen Gesellschaft erblickt, beide lachten und reichten sich die Hand. Noch vor zwei Jahren hatte Dobrindt über Kraft gelästert: „Sie ist das faulste Ei der Politik.“

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