Diener und Lenker
Warum ein Image als traurige Büroklammer eine Beleidigung sein soll, erschließt sich Thomas de Maizière bis heute nicht: „Was ist bitteschön zu sagen gegen eine geordnete Verwaltung?“ Und: „Ich hasse den Begriff unbürokratisch.“
Sätze, die zeigen, dass der Kontrast zu seinem Vorgänger nicht größer sein könnte. Karl-Theodor zu Guttenberg ist, milde gesagt, eher nicht als traurige Büroklammer aufgetreten. Von vornehmer Herkunft alle beide: Doch de Maizière sieht sich als Diener, zu Guttenberg sah sich als Lenker. Letzterer hat die Bundeswehrreform angestoßen, ersterer macht nun die Arbeit. Wobei man sagen muss, dass es wohl einen durchsetzungsfähigen Verkäufer wie den fränkischen Freiherrn brauchte, um die Union überhaupt zu dieser drastischen Kehrtwende zu bewegen.
Für die Mühen der Ebene, das alles auch tatsächlich umzusetzen, ist der akribische Hugenotte der Bessere. De Maizière sucht nicht die Show, im Gegenteil, er meidet sie, wo immer es geht. Die Reform wickelt er ebenso geräuschlos wie gründlich ab. Dass die Soldaten wegen der Reform dennoch verunsichert sind, wie jetzt der Wehrbericht sagt, liegt weniger am Minister als an der Größe der Veränderungen.
Er verkörpert eine Redlichkeit, die in solchen Zeiten wohltuend wirkt – übrigens auch im Kontrast zu Urlaubs- und Krediteschnorrern. Thomas de Maizière erfüllt pflichtbewusst die ihm zugeteilte Macht, er greift nicht nach mehr.