Die wichtigsten Fragen zum Fracking
Umstrittenes Fracking: Technik-Meilenstein beim Kampf um bezahlbare Energie oder hochgefährliches Spiel mit unserem Trinkwasser?
Berlin - Fracking – nein, danke. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) kommt in einer 56-seitigen Studie zu dem Schluss, die umstrittene Technik sei „nicht förderungswürdig“, es bestehe „kein übergeordnetes öffentliches Interesse“. Beim Fracking werden Chemikalien in Schiefergestein gepresst, um Erdgas freizusetzen. Diese Chemie darf auf keinen Fall ins Grundwasser gelangen. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Für wie gefährlich hält der Rat das Fracking? Wegen der Unsicherheiten zu den Umweltauswirkungen halten die Sachverständigen den Staat an, die Risiken vorsorglich zu vermeiden, „auch wenn noch kein Gefahrenbeweis vorliegt“. Zuvor müsse die Gefährlichkeit geklärt werden, es gebe noch „gravierende Wissenslücken“. Grund- und Trinkwasser seien „Schutzgüter von großer gesellschaftlicher Relevanz“.
Kann Fracking auch Erdbeben auslösen? Erschütterungen des Gesteins sind der Zweck des Frackings (Englisch für aufbrechen oder aufreißen), kleinere Erdstöße wurden auch schon auf Fracking zurückgeführt. Größere Erdbeben gelten zwar als unwahrscheinlich. Umweltprobleme entstehen allerdings durch die Mengen an verunreinigtem Wasser, das entsorgt werden muss.
Wozu überhaupt die riskante Förderung? In den USA löste Schiefergas einen Boom aus. In den fördernden Bundesstaaten wie North Dakota, Pennsylvania oder Texas siedelt sich sogar neue Industrie mit hohem Energieverbrauch an, wie ein Werk des österreichischen Stahlriesen Voest-Alpine.
Könnte Fracking unsere Energieprobleme lösen? Nein, urteilt der SRU: „Energiepolitisch nicht notwendig, und kann keinen maßgeblichen Beitrag zur Energiewende leisten“. Lohnt sich nichtsdestotrotz, findet die Industrie: 58 Milliarden Kubikmeter könnten nach Branchenangaben bis 2035 in Europa gefördert werden, eine Billion Euro könnten allein die deutschen Schiefergas-Reserven wert sein.
Welcher Weg könnte beschritten werden? Eine gesetzliche Regelung gibt es in Deutschland noch nicht. Die Bundesregierung hat im Februar einen Gesetzentwurf vorgelegt, der seitdem heftig diskutiert und enger gefasst wurde. Der Sachverständigenrat schlägt „systematisch zu entwickelnde Pilotprojekte“ vor, nur so sei Fracking verantwortbar.
Was sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel? Erst am Dienstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Notwendigkeit betont, das Trinkwasser zu schützen. Genehmigungen sollen erschwert werden: „Wir müssen alles tun, um keine Umweltrisiken einzugehen.“
Welche Probleme gibt es im geltenden Recht? Die Bergämter können Genehmigungen ohne Zustimmung der Umweltbehörden erteilen. Sogar in Trinkwasserschutzgebieten ist Fracking bislang nicht verboten.
Was ist an Fracking neu und wie funktioniert es überhaupt? Entstanden ist die Technik in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie wurde genutzt, um bereits erschlossene Vorkommen besser auszubeuten. Wegen der Preisexplosion bei Öl und Gas wurde die Technik bis hin zum sogenannten Superfracking verbessert: So konnte in der Tiefe horizontal gebohrt werden. Auch der ins Gestein gepresste Chemiecocktail aus Wasser, Sand, Stütz- und Schmiermittel wurde um die Jahrtausendwende verbessert. Mit Erfolg: Allein in den US-Bundesstaaten North Dakota und Montana werden 500 000 Fass Öl gefördert - etwa ein Drittel der Fördermenge Libyens.