Die Welt nimmt Abschied von Helmut Schmidt

Mit einem Staatsakt haben sich Familie, Freunde und hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft in Hamburg von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt verabschiedet. Eine Trauerfeier, die unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden hat.
az/dpa |
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EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (r.) und Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, erweisen Helmut Schmidt die letzte Ehre.
dpa 26 EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (r.) und Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, erweisen Helmut Schmidt die letzte Ehre.
Der größte Sohn Hamburgs auf seiner letzten Fahrt durch die Hansestadt.
dpa 26 Der größte Sohn Hamburgs auf seiner letzten Fahrt durch die Hansestadt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel neben dem Sarg Helmut Schmidts im Hamburger Michel.
dpa 26 Bundeskanzlerin Angela Merkel neben dem Sarg Helmut Schmidts im Hamburger Michel.
Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen konnten die Hamburger erst nach der Trauerzeremonie in der Hauptkirche Sankt Michaelis Abschied von Helmut Schmidt nehmen.
dpa 26 Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen konnten die Hamburger erst nach der Trauerzeremonie in der Hauptkirche Sankt Michaelis Abschied von Helmut Schmidt nehmen.
Henry Kissinger (l.), ehmaliger US-Außenminister und Weggefährte von Helmut Schmidt, hielt eine Trauerrede.
dpa 26 Henry Kissinger (l.), ehmaliger US-Außenminister und Weggefährte von Helmut Schmidt, hielt eine Trauerrede.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Ankunft am Hamburger Michel.
dpa 26 Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Ankunft am Hamburger Michel.
Peer Steinbrück
dpa 26 Peer Steinbrück
Jean-Claude Juncker
dpa 26 Jean-Claude Juncker
Horst Köhler und seine Frau Eva Luise Köhler
dpa 26 Horst Köhler und seine Frau Eva Luise Köhler
Gerhard Schröder und Doris Schröder-Köpf
dpa 26 Gerhard Schröder und Doris Schröder-Köpf
Von links nach rechts: Bettina mit Christian Wulff und Eva Luise und Horst Köhler.
dpa 26 Von links nach rechts: Bettina mit Christian Wulff und Eva Luise und Horst Köhler.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD)
dpa 26 Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD)
Sigmar Gabriel
dpa 26 Sigmar Gabriel
Das Trauerbild von Helmut Schmidt.
dpa 26 Das Trauerbild von Helmut Schmidt.
Die Trauergäste im Hamburger Michel.
dpa 26 Die Trauergäste im Hamburger Michel.
Der ehemalige französische Präsident Valery Giscard d'Estaing.
dpa 26 Der ehemalige französische Präsident Valery Giscard d'Estaing.
Bundespräsident Joachim Gauck mit Schmidt-Tochter Susanne.
dpa 26 Bundespräsident Joachim Gauck mit Schmidt-Tochter Susanne.
1800 geladene Gäste nehmen an der Trauerfeier Schmidts teil.
dpa 26 1800 geladene Gäste nehmen an der Trauerfeier Schmidts teil.
... Angela Merkel.
dpa 26 ... Angela Merkel.
Gehörten zu den ausgewählten Trauerrednern: Henry Kissinger und ...
dpa 26 Gehörten zu den ausgewählten Trauerrednern: Henry Kissinger und ...
Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Finanzminister Wolfgang Schäuble (r.).
dpa 26 Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Finanzminister Wolfgang Schäuble (r.).
EZB-Chef Mario Draghi.
dpa 26 EZB-Chef Mario Draghi.
Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
dpa 26 Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
dpa 26 Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
dpa 26 Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.
dpa 26 Staatsakt für Helmut Schmidt: Die Bilder von der Trauerfeier im Hamburger Michel.

Der "Erleuchtete" geht von Bord: Mit einem Staatsakt haben sich Familie, Freunde und hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft in Hamburg von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt verabschiedet. Eine Trauerfeier, die unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden hat.

Hamburg - Kein Foto. Während bei der Trauerfeier für seine Frau Loki im Jahr 2010 ein großes Porträt am Altar der Hamburger Michaeliskirche an die 91-Jährige erinnerte, gibt es für Helmut Schmidt nichts dergleichen. Beim Staatsakt für den vor knapp zwei Wochen im Alter von 96 Jahren gestorbenen SPD-Politiker steht nur der von einer Deutschlandfahne bedeckte Sarg in der Mitte des Altarraums. Davor ein Kranz aus Sonnenblumen, links und rechts davon weiße Lilien.

Mehr ist auch nicht nötig. Denn jeder der rund 1800 Gäste kennt Helmut Schmidt, hat innerlich ein Bild vor Augen, das bei vielen ziemlich ähnlich aussehen dürfte. Zumindest alle Redner, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, Ex-US-Außenminister Henry Kissinger und Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel sind sich einig, dass Schmidt ein ganz Großer war - ein Satz, dem wohl auch die angereisten amtierenden und ehemaligen Bundespräsidenten, Merkels Kabinett und die zahlreichen Gäste aus dem Ausland zustimmen dürften.

 

Schmidt zeigte, was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen

 

Bei der noch von Schmidt selbst in weiten Teilen choreographierten Feier blitzen auch heitere Momente durch, etwa wenn Kissinger darauf hinweist, dass er und der Altkanzler selbst nach 60-jähriger Freundschaft immer noch beim Sie geblieben seien. Oder wenn von der berühmten Zigarette am unpassenden Ort die Rede ist oder Bürgermeister Scholz den Medien ironisch erklärt, dass "enlightened" nicht "erleuchtet", sondern "aufgeklärt" heißt - und Schmidt deshalb ein "aufgeklärter Europäer" sei: "Aber es ist schon bemerkenswert, dass eine Redaktion auch den "erleuchteten Europäer" durchaus im Bereich des Möglichen gesehen hat."

"Lichtgestalt Schmidt"? Für viele Hamburger, die 1962 die Sturmflut erlebt haben, trifft das definitiv zu. Auch Merkel, geboren in Hamburg und damals sieben Jahre alt, beobachtete von ihrem Wohnort Templin aus gebannt, wie die Wassermassen über die Hansestadt hereinstürzen. Schmidt holte, "obwohl verfassungsrechtlich nicht dazu befugt", als Polizeisenator kurzerhand die Bundeswehr und ausländische Streitkräfte zu Hilfe. "Seit diesen Tagen ist er tief in meinem Gedächtnis eingegraben", sagt Merkel.

 

Der Wechsel in die Zunft der "Wegelagerer"

 

Bereits zu diesem Zeitpunkt habe Schmidt gezeigt, was es bedeute, Verantwortung zu übernehmen, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Eine Bürde, die ihm während seiner Kanzlerschaft von 1974 bis 1982 noch schwer zu schaffen machen sollte. Etwa als die Rote Armee Fraktion den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer ermordete, weil Schmidt den Forderungen der RAF nicht nachgab. Drei Erlebnisse hätten Schmidt bis in die Grundfesten seiner Existenz berührt, sagt Merkel. Neben den Gräueltaten der RAF war dies der Tod seiner Frau Loki, mit der er 68 Jahre verheiratet war, sowie ein Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz nach dem Krieg.

Sowohl Merkel als auch Scholz spannen in ihren Reden den Bogen vom Terror der RAF zu den Anschlägen in Paris. "Die Motive heute sind andere", sagt Merkel. "Aber Terror bleibt Terror."

Auch wenn Schmidts Kanzlerschaft nicht unumstritten war - der Nato-Doppelbeschluss brachte seine SPD an den Rand der Spaltung und seine Abneigung gegen eine eigene Umweltpolitik führte maßgeblich zur Gründung der Grünen. Zu einem der beliebtesten Politiker überhaupt wurde Schmidt erst in späteren Jahren, als der passionierte Klavierspieler längst als Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" in die Zunft der "Wegelagerer" gewechselt war und die Politik von außen betrachtete und intensiv kommentierte.

Lesen Sie hier die Reaktionen auf Schmidts' Tod

Als am Ende des Trauergottesdienstes Schmidts Sarg von acht Trägern aus der Kirche gebracht wird, folgen ihm Schmidts Lebensgefährtin Ruth Loah, Schmidts Tochter Susanne und Bundespräsident Joachim Gauck. Die Bevölkerung kann wegen der hohen Sicherheitsvorkehrungen erst Abschied nehmen, als der Wagen mit Schmidts Sarg "in langsamer Fahrt" zum Friedhof Ohlsdorf fährt, wo bereits Schmidts Frau Loki beerdigt ist.

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