Die Stunde der Wahrheit
MÜNCHEN - Einen Tag vor Bekanntgabe der Bilanzzahlen lagen bei der BayernLB die Nerven blank. Und: Gerhard Gribkowsky, Vorstand fürs Risikomanagement, wartete auf seine Abberufung durch den Verwaltungsrat.
Das Risikomanagement der Bank gilt, nicht nur was die US-Hypothekenpapiere angeht, als ziemlich löchrig. Viel stärker als in anderen Kreditinstituten würden bei der BayernLB Eifersüchteleien in der Vorstandsetage aufs Tagesgeschäft durchschlagen, berichten Bank-Insider. Bei Spekulationen mit Aktien und Anleihen würden einzelne BayernLB-Händler immer wieder hohe Millionenbeträge in den Sand setzen.
Dazu kommt die Kreditmarktkrise: Offiziell ist bisher nur von Belastungen über 1,9 Milliarden Euro die Rede. Doch eine viel schlimmere Zahl – vier Milliarden – wird kaum noch dementiert. Damit droht der BayernLB eine Herabstufung durch Ratingagenturen, die Noten für die Kreditwürdigkeit der Bank vergeben. Sinkt die Bewertung, muss die Bank höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich auf dem Finanzmarkt frisches Geld besorgt. Auch dieser Umstand lässt Gribkowsky als obersten Risikomanager nicht gerade gut dastehen.
Schmieden an neuen Allianzen
Zu allem Überfluss, berichtet die „FAZ“, hat sich Gribkowsky mit Siegfried Naser überworfen. Der machtbewusste Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes schmiedet nach Werner Schmidts Abgang als BayernLB-Chef an neuen Allianzen der Bank. Am liebsten wäre Naser eine Fusion mit der Baden-Württembergischen LBBW.
Die Opposition im bayerischen Landtag freut sich derweil auf die am Donnerstag zu erwartenden Negativ-Nachrichten und zeichnet abschreckende Szenarien. Die SPD gehe davon aus, dass sogar „die vier Milliarden Euro noch nicht das Ende sind“, sagte Landtagsfraktionsvize Adelheid Rupp. Sie befürchte, dass der Freistaat der BayernLB mit einer Finanzspritze aus Steuergeldern helfen muss, um die zu erwartenden Verluste aufzufangen.