Die Renten gehen rauf!

Das hat es lange nicht mehr gegeben: Eine Erhöhung um 4,35 Prozent. Sicher ist zwar noch nichts, doch viel weniger wäre eine Überraschung. Meint es jemand besonders gut mit den Ruheständlern?
Basil Wegener |
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Künftig gibt’s für Rentner mehr Geld. Da darf’s beim Einkaufen schon mal etwas mehr sein.
Künftig gibt’s für Rentner mehr Geld. Da darf’s beim Einkaufen schon mal etwas mehr sein.

Rekordplus bei Renten: Um 4,35 Prozent im Westen und um 5,03 Prozent im Osten könnten die Bezüge Mitte kommenden Jahres steigen. Es dürfte nach heutigem Stand sogar eher mehr als weniger werden. Damit überholen die Rentner sogar locker die Steigerungen bei den Gehältern. Wie ist das nach vielen mageren Jahren zu erklären?

„Wenn es zu einer deutlichen Rentenanpassung kommt, mag das für manche überraschend sein“, sagt Alexander Gunkel, der die Arbeitgeber im Bundesvorstand der Rentenversicherung vertritt. Doch er stellt klar, dass hier niemand aus Kalkül ein Füllhorn ausschüttet: „Die Rentenerhöhung erfolgt nicht nach willkürlichen Festlegungen, sondern entsprechend der gesetzlichen Rentenformel.“ Diese komplizierte, aber feste Formel vermeide den Eindruck von Willkür.

Die Rentner profitieren vor allem von der guten Wirtschaftslage mit Rekordbeschäftigung, niedrigster Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten und Lohnplus. Oft blieben die Renten zuletzt hinter den Löhnen zurück.

Beispiel Nachhaltigkeitsfaktor. Er beschreibt das Verhältnis von Rentenbeziehern zu Beitragszahlern – und wirkte oft dämpfend. Doch bei steigender Zahl der Einzahler kann die Stellschraube die Renten auch steigen lassen.

Zentral ist die Lohnentwicklung. Abschließende Daten gibt es erst im kommenden Frühjahr. Doch klar ist: Sie zeigt nach oben. Laut Statistischem Bundesamt führte etwa die niedrige Inflation im zweiten Quartal zu einem Reallohn-Plus von 2,7 Prozent.

Auch der Beitragssatz spielt eine Rolle – bei steigenden Belastungen der Einzahler wird auch die Rentensteigerung gedämpft. Doch der Beitragssatz sank Anfang des Jahres um 0,2 Punkte auf 18,7 Prozent – das gibt ein Plus von knapp 0,3 Prozent bei der Rente.

„Sie bekommen das ausbezahlt, was ihnen zusteht“

Und – es schlägt dieses Mal ein einmaliger Effekt mit einem Plus von gut 1 Prozent zu Buche. Denn aufgrund von EU-Vorgaben fiel die Berechnung des Lohnniveaus – zentral für die Rentenerhöhung – zuletzt niedriger aus. Statistisch gingen mehr Beschäftigte mit geringeren Löhnen in die Rechnung ein. Das wird nun wieder ausgeglichen.

Die Vertreterin der Versicherten im Vorstand der Rentenversicherung, DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach, will möglichen Neideffekten vorbeugen. „Die Rentnerinnen und Rentner genehmigen sich 2016 keinen übermäßigen Schluck aus der Pulle zulasten der Beitragszahler“, betont sie, „sondern sie bekommen das ausbezahlt, was ihnen nach Recht und Gesetz zusteht.“ Die Rentenausgaben spiegelten schlicht die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen, erklärt Buntenbach.

Mütterrente und die Rente mit 63 werden die Kasse künftig belasten

Mehr Klarheit gibt es erst Ende Oktober. Dann haben sich die Rechenexperten von Bundessozialministerium, Rentenversicherung und Bundesversicherungsamt zusammengesetzt – und eine offizielle Schätzung vorgelegt. Und erst im Frühjahr wird die Erhöhung aufgrund von Daten zur Lohnentwicklung festgelegt.

Es dürfte ein Ausreißer nach oben bleiben. Noch hat die Rentenkasse eine Reserve von knapp 32 Milliarden Euro. Auf dem Arbeitsmarkt ist ein Ende des Booms jedoch absehbar.

Am Beitragssatz dürfte sich kommendes Jahr kaum etwas ändern. Ausgerechnet am Tag der frohen Botschaft über steigende Renten warnten Deutschlands führende Ökonomen gestern aber vor Belastungen durch die Mütterrente, die Rente mit 63 – und das Älterwerden der Gesellschaft.

Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung sprach bei der Vorstellung des Herbstgutachtens von einer „dramatischen Perspektive“.

 

Wie viel 4,35 Prozent ausmachen

So viel Geld gibt’s mehr

2016 macht die Rente einen Ausreißer nach oben. Im Westen wird mit einer Erhöhung von 4,35 Prozent gerechnet. Wie viel mehr das unterm Strich ausmacht? Ein paar Beispiele: 

Bei 300 Euro Rente

Wer bislang 300 Rente kassiert hat, der darf sich künftig im Monat über gut 13 Euro mehr freuen. Die monatliche Rente steigt auf 313,05 Euro. Im Jahr sind’s 156,60 Euro mehr.

Bei 500 Euro Rente

Wer jetzt 500 Euro Rente im Monat hat, der bekommt monatlich 21,75 Euro mehr. Das ist ein jährliches Plus von insgesamt 261 Euro. l

Bei 750 Euro Rente

Die monatliche Rente steigt hier auf 782,60 Euro. Aufs Jahr gerechnet, ist das ein Plus von 391,20 Euro.

Bei 1000 Euro Rente

Ab 1000 Euro Rente steigt diese ab 2016 monatlich um 43,50 Euro an. Das sind 522 Euro mehr im Jahr.

Bei 1200 Euro Rente

Hier macht das jährliche Plus 626,40 Euro aus. Auf den Monat gerechnet steigt die Rente um 52,20 Euro auf 1252,20 Euro.

Bei 1500 Euro Rente

Für diese Rentner gibt es insgesamt 65,25 Euro mehr pro Monat. Das jährliche Plus für sie: 783 Euro.

Bei 1750 Euro Rente

Hier steigt der monatliche Rentenbetrag um 76,13 Euro, macht also insgesamt 1826,13 pro Monat. Auf das Jahr gerechnet sind das 913,60 Euro mehr.

2000 Euro Rente

Für diese Ruheständler gibt es von der Rentenkasse insgesamt 87 Euro mehr im Monat. Das jährliche Plus beträgt 1044 Euro.

Sie wollen ausrechnen, wie viel mehr Rente Sie nach der Erhöhung haben? Multiplizieren Sie einfach ihren monatlichen Rentenbetrag mit 4,35 und teilen Sie das Ergebnis durch 100.

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