Die neue Mitte
Für Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich das Risiko gelohnt: Die CDU-Frau ist die desolate FDP als Partner losgeworden und kann nun mit ihrem Wunschpartner SPD regieren – ein stabiles Bündnis, das auf einer Wellenlänge liegt. Beide wollen den Mindestlohn, eine solide Sparpolitik, einen starken Fokus auf Bildung. Es nicht so, dass sie nun, da der Wähler sie zusammengeschmiedet hat, nach Gemeinsamkeiten suchen; sondern so, dass sie schon im Wahlkampf Mühe hatten, etwas zu finden, worin sich CDU und SPD eigentlich noch unterscheiden.
Das mag im Saarland mit der dezidiert linken CDU-Frontfrau noch etwas ausgeprägter sein als anderswo, doch der Trend in die Mitte, das Verschwimmen der Unterschiede, ist auch sonst zu bemerken. Joachim Gauck, der „linke Konservative“, wird von einem Allparteien-Bündnis ins Amt gehoben. Winfried Kretschmann, der erste grüne Ministerpräsident, ist so katholisch-bodenständig, dass die CDU gar nimmer gegen ihn ankommt.
Was heißt das nun? Die SPD hat weniger stark profitieren können als gedacht – es gibt halt jetzt ein bisschen viele sozialdemokratische Parteien im Angebot. Aber die FDP, die dachte, dass sie genau deswegen als Kontrastpartei eine Chance hat, wurde erst recht zerbröselt. Die einzigen, die von der zunehmenden Verwechselbarkeit der Großen profitiert haben, sind die Piraten: Und bis die sich – bei allen erfrischenden Prozeduren – sortiert haben, was sie eigentlich wollen, wird schon eine Weile vergehen.