Die Linke will Beate Klarsfeld
Dämpfer für Lafontaine: Vorstand nominiert die Nazi-Jägerin – andere Kandidaten sagen ab
BERLIN - Die frühere Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld ist die Kandidatin der Linken fürs Amt des Bundespräsidenten und wird am 18. März gegen Joachim Gauck antreten. Der Parteivorstand hat die 73-Jährige einstimmig nominiert. Diesem Schritt war ein parteiinterner Streit vorausgegangen: Parteichefin Gesine Lötzsch hatte die Deutsch-Französin zuerst ins Gespräch gebracht.
Nach ersten Gesprächen lancierte Oskar Lafontaine den Namen Christoph Butterwege. Der Kölner Politik-Professor trat vor sieben Jahren aus der SPD aus und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit einer drohenden Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich. Vor der entscheidenden Vorstandssitzung wurde außerdem noch die Linken-Abgeordnete Luc Jochimsen ins Gespräch gebracht, die schon 2010 gegen Wulff und Gauck angetreten war.
Beide sagten nun aber ab – Butterwege begründete das damit, dass er von einer Kandidatur Jochimsens und Klarsfelds nicht gewusst habe und er sich wünschen würde, dass Deutschland zum ersten Mal eine Bundespräsidentin bekomme. Außerdem wolle er sich nicht „gegen eine anerkannte Antifaschistin stellen“.
Beate Klarsfeld war berühmt geworden, als sie 1968 den damaligen Bundeskanzler geohrfeigt und ihn als „Nazi“ bezeichnet hatte. Kiesinger (1904-1988) war direkt nach der „Machtergreifung“ der Nazis in die NSDAP eingetreten und war ab 1940 im Außenministerium für die Überwachung ausländischer Sender zuständig. Klarsfeld spürte unter anderem den ehemaligen SS-Mann Klaus Barbie, den Schlächter von Lyon“, in Bolivien auf, er wurde 1987 in Frankreich zu lebenslanger Haft verurteilt.
Klarsfeld reagierte in Paris begeistert auf ihre einstimmige Nominierung: „Das ist wunderbar, das war mir sehr wichtig“. Sie ist in der Partei wegen ihrer uneingeschränkten Solidarität umstritten – dazu sagte sie, dass die Linken ihre Arbeit, „die ich schon seit Jahren geleistet habe, respektieren: eine Brücke zwischen dem deutschen und jüdischen Volk zu bauen.“
Sie hoffe, auch von der CDU/CSU einige Stimmen zu bekommen. Führende Linken-Politiker wie Bodo Ramelow hatten sich vor der Nominierung Klarsfelds für einen Boykott der Bundespräsidentenwahl ausgesprochen, weil Merkel sie nicht an der Suche nach einem Konsens-Kandidaten beteiligt habe.
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