Die Kür der Kandidatur
Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Kür des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück
Und jetzt also die Kür – zum Kandidaten. Die Pflicht hat Per Steinbrück eher holprig absolviert: Sein Start hätte durchaus günstiger für ihn verlaufen können. Die Debatte um die üppigen Nebeneinkünfte, das Geeiere um die Bochum-Spende, das unrunde Krisen-Management haben ihm keinen Gefallen getan. Aber: Jetzt so zu tun, als habe er schon verloren, wie es einige Medien in immer neuen Wiederholungsschleifen herbeischreiben wollen, ist albern.
Manche haben sich – warum auch immer – sogar die These ausgedacht, Frauen hätten ein Problem mit Steinbrück. Wieso um Himmels Willen sollten sie? Es gibt sicher Prominente mit mehr Sex-Appeal, aber im Wettbewerb mit seinen SPD-Kollegen wie dem braven Steinmeier und dem leicht irrlichternden Gabriel kann der scharfzüngige Steinbrück schon mithalten. Und vor allem sucht Deutschland hier ja nicht den Superstar, sondern einen Regierungschef.
Das heißt im Umkehrschluss auch nicht, dass Steinbrück der Tollste überhaupt ist und den Sieg schon in der Tasche hat – sondern nur, dass die aufgebauschten Anlaufschwierigkeiten keine große Rolle spielen. Entscheidend wird im Wahljahr vielmehr sein, ob es Steinbrück gelingt, den fremdelnden linken Flügel hinter sich zu bringen. Ein überzeugendes Thema zu finden. Ganz konkret das Wahlergebnis und die möglichen Konstellationen. Die Stärke der Gegnerin. Das sind die zentralen Faktoren; nicht die Ferkel, die jetzt durchs Dorf getrieben werden.
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