Die Karriere des Roland Koch: „Nein, Herr Präsident! Nein!“

Mit 52 Jahren zieht sich Roland Koch aus der Politik zurück. Zeit, einmal zurück zu schauen auf Auftritte und Meilensteine im bewegten politischen Leben des hessischen Ministerpräsidenten.
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Roland Koch legt alle politischen Ämter nieder
dpa Roland Koch legt alle politischen Ämter nieder

Mit 52 Jahren zieht sich Roland Koch aus der Politik zurück. Zeit, einmal zurück zu schauen auf Auftritte und Meilensteine im bewegten politischen Leben des hessischen Ministerpräsidenten.

Der junge Wilde: Der Sohn eines hessischen Ministers macht Karriere: 1983 wird Roland Koch 25-jährig Vize der Jungen Union, bewundert Helmut Kohl und sagt bei jeder Gelegenheit: „Ich hab auf Bundeskanzler studiert.“ Geworden ist er es nicht.

Der Überraschungs-Sieger: Mit 40 Jahren wird Koch im April 1999 Ministerpräsident von Hessen. Dabei hatte er eigentlich null Chancen. Möglich gemacht hat das seine Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, mit der er von ausländerfeindlichen Ressentiments profitiert. Auf die Idee war Edmund Stoiber gekommen.

Der „brutalstmögliche Aufklärer“: Im Januar 2000 will Koch die Schwarzgeldaffäre der hessischen CDU aus der Welt schaffen. Kochs Stuhl wackelt. Als „jüdische Vermächtnisse“ deklariert seine Hessen-CDU schwarze Konten im Ausland, mit denen auch Kochs Wahlkampf finanziert wurden. Koch behauptet, nichts gewusst zu haben, muss aber schließlich das Gegenteil einräumen. Sein Europaminister Franz Josef Jung muss als Bauernopfer gehen, später wird er immerhin noch Verteidigungsminister. Alle Verantwortung nimmt Kochs Vorgänger Manfred Kanther auf sich. Koch überlebt.

Der Kanzlerkandidaten-Macher. 2002 hält er Edmund Stoiber den Steigbügel. Vom Neujahrs-Skiurlaub aus ruft er CDU-Chefin Bundeskanzlerin Angela Merkel an und brüllt am Telefon, sie müsse dem Bayern den Vortritt lassen.

Der Raufbold: Mit hochrotem Kopf sorgt Koch im März 2002 für einen Tumult im Bundesrat. „Das geht nicht!“ brüllt Koch, und „Nein, Herr Präsident, nein!“ Es geht ums rot-grüne Zuwanderungsgesetz. Auslöser: Der damalige Bundesratspräsident Klaus Wowereit wertet die Ja/Nein Abstimmung von Brandenburg als Ja.

Der Verlierer: Im Dezember 2007 prügeln zwei Jugendliche mit Migrationshintergrund in München einen Rentner fast tot. Für Koch die letzte Rettung als Wahlkampfthema: Er fordert ein verschärftes Jugendstrafrecht und Erziehungslager. Diesmal funktioniert’s nicht. Koch verprellt die Wähler und verliert satte zwölf Prozent.

Das Stehaufmännchen: Nach der Wahl von 2008 kann er seine Macht in Hessen nur sichern, weil die SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti ihr Wort bricht und nun doch mit der Linken koalieren will. Im Februar 2009 wird er ganz knapp mit FDP-Hilfe zum Ministerpräsidenten gewählt. Aber sein Lack ist ab.

Der Abservierer: Im November 2009 zeigt er im ZDF-Verwaltungsrat seine Macht: Koch setzt durch, dass der bei den Konservativen missliebige Chefredakteur Nikolaus Brender abgesetzt wird.

Der Angreifer: Im Mai 2010 attackiert er Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel, fordert einen harten Sparkurs mit Einschnitten in der Bildung, bei den Familien und der Forschung. Er spricht als erster das Wort aus, das eh alle im Kopf haben: Steuererhöhung.

Der Kulinariker: Früher stand Koch auf McDonalds, kokettierte mit seiner Hamburger-Leidenschaft. Mittlerweile lobt Gerd Käfer, der in Wiesbaden ein Palais besitzt, Kochs Können als Hobbykoch. Käfer schwärmt: „Ein kulinarisches Erlebnis.“bö.

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