Die Kanzlerin giftet mit
BERLIN - Im Dioxin-Streit greift Bundeskanzlerin Angela Merkel ein. Vom neuen Fall ist Bayern wohl kaum betroffen.
Merkel, die Streitschlichterin: Um für Ruhe zu sorgen, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Agrarministerin Ilse Aigner und Niedersachsens Regierungschef David McAllister telefoniert. Zwischen den beiden hatte es am Wochenende gekracht: Obwohl Aigner vor Ort war, hat sie niemand über den neuen Dioxin-Fall in Niedersachsen informiert. Aigner forderte daraufhin personelle Konsequenzen, die aber Niedersachsens künftiger Landwirtschaftminister Gert Lindemann (CDU) gleich abgewehrt hat: Er werde bestimmt nicht auf Zuruf der Bundesministerin seine Beamten an die Luft setzen.
Die Schelte der Kanzlerin hat nun anscheinend geholfen: Aigner hat ihre Forderungen zurückgenommen, Niedersachsen räumte eine „Kommunikationspanne“ ein. „Mischfutter mit höchster, kontrollierter Qualität zu wirtschaftlichen Preisen.“ So wirbt das Futtermischunternehmen LBD aus dem niedersächsischen Damme großspurig auf seiner Website. Am Wochenende kam heraus: LBD hat Dioxin-Fette vom Futter-Panscher Harles und Jentzsch bekommen und mehrere Hundert Betriebe beliefert.
Im Freistaat muss man sich deshalb keine Sorgen machen, zumindest wenn es nach dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit geht. Aus Niedersachsen seien nur „geringe Mengen“ nach Bayern geliefert worden, sagt Sprecherin Katrin Grimmer. An wieviele Betriebe und wohin, dazu will sie nichts sagen. Die Dioxin-Belastung des Futtermittels habe sowieso deutlich unter den Grenzwerten gelegen. Anders als in anderen Bundesländern sind in Bayern keine Betriebe gesperrt.
Und so vergiftet der Dioxin-Skandal nicht allen Bauern das Geschäft. Eier und Fleisch aus Bayern sind zurzeit besonders gefragt. „Das liegt daran, dass die Leute wieder wissen wollen, wo die Lebensmittel herkommen“, sagt Werner Sommer, der zusammen mit seiner Familien einen Geflügelhof im Unterallgäu betreibt. Bei den Sommers zahlt man bis zu 22 Cent für ein Ei, mehr als doppelt so viel wie beim Discounter. Aber dafür kommt das Futter auch von einer kleinen Mühle in der Nähe, gemischt wird nach einem geheimen Wunschrezept. Es kostet zwar 20 Prozent mehr als von Billiglieferanten – aber das lohnt sich jetzt.
anto
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