Die Hölle von Simbabwe

HARARE - Die Cholera wütet in dem zusammengebrochenen Staat – es gibt kein Wasser, kein Strom, keine offenen Kliniken. Die Antwort der Regierung Mugabe: Särge gibt's jetzt gratis
Er lässt seine Untertanen zu hunderten sterben, um sich selbst doch noch an der Macht zu halten – Robert Mugabe, der Diktator von Simbabwe: Sein Staat ist zusammengebrochen, die Cholera kann ungehindert wüten. Dem britischen Premier Gordon Brown platzte jetzt der Kragen: „Genug ist genug.“ Die Welt müsse „entschlossen“ gegen Mugabe vorgehen. „Das ist ein internationaler Notfall.“
Die Lage ist verheerend. Knapp 700 Tote hat die Cholera offiziell bisher gefordert, Zehntausende sind erkrankt. Die Dunkelziffer ist mindestens doppelt so groß, und Hilfsorganisationen wie Unicef stellen sich darauf ein, dass es jetzt mit der Regenzeit noch viel schlimmer wird: Man rechne mit weiteren 2700 Toten.
Niemand kocht Wasser ab - weil niemand Geld für Brennholz hat
Die Seuche breitet sich rasant aus – weil die Menschen durch Hunger ohnehin geschwächt sind und vor allem, weil der öffentliche Dienst zusammengebrochen ist. In den meisten Orten gibt es seit Wochen kein fließendes Wasser oder Strom oder eine funktionierende Kanalisation mehr.
Der Rat, Wasser abzukochen, wird ignoriert, weil sich bei einer Inflation von 231 Millionen Prozent niemand Brennholz leisten kann. Trinkwasser ist unerschwinglich; selbst wer Geld hätte, darf wegen der Inflation nicht mehr als umgerechnet fünf Euro pro Tag abheben.
Vor allem aber ist das Gesundheitssystem zusammengebrochen. Viele Krankenhäuser sind geschlossen, weil die Gehälter nicht mehr gezahlt werden und sich die Angestellten die Busfahrt dorthin nicht leisten können.
Frustrierte Soldaten ziehen plündernd durch die Straßen
In den wenigen offenen Kliniken kommen die Pfleger nur ein paar Stunden, weil sie Zeit brauchen, um vor Banken anzustehen oder im Wald Beeren und Käfer zu sammeln. Ausländische Reporter berichten von Kliniken, in denen die Infizierten in langen Reihen auf dem Boden liegen, oft in ihrem Erbrochenem. „Es ist die Hölle“, sagen sie.
Gestern wurde noch die Armee in Bereitschaft versetzt, nachdem erstmals frustrierte Soldaten plündernd und prügelnd durch die Straßen zogen. Nach Medienberichten wurden bis zu 20 von ihnen erschossen.
Die Regierung Mugabe steht immerhin so unter Druck, dass sie nun ausländische Helfer zugelassen hat. Und: Sie hat verfügt, dass Särge und Beerdigungen ab sofort gratis sind.
Hier können Sie spenden
Simbabwes Hauptstadt Harare ist die Partnerstadt von München. Bürgermeister Hep Monatzeder und die evangelischen und katholischen Regionalbischöfe rufen deswegen gemeinsam die Bürger zu Spenden auf. Spendenkonto: Nord-Süd-Forum, Konto-Nr.: 8833100; Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 70020500; Stichwort „Cholera – Harare“.
tan