Die Guttenberg-Show: So zeigt sich das Glamour-Paar in Afghanistan
Der Minister und seine Frau inszenieren sich im Kriegsgebiet, lassen Sat 1 filmen, finden aber dennoch: „Das ist kein spaßiger Ausflug."
KABUL Es sind Bilder wie aus einer Mode-Produktion: Vorne wirft sich Stephanie zu Guttenberg im offenen Karohemd in Positur, ihre Hand streicht lässig durchs blonde Haar. Hinten stehen die Jungs Staffage, im olivgrünen Look vor einem schweren Fahrzeug. Alles sieht prima und lässig aus, die Geschichte hat nur einen Haken: Die Bilder sind keine Fotostrecke für ein Lifestyle-Magazin. Sie stammen aus Afghanistan und entstanden inmitten der kämpfenden Truppe beim Besuch von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Ehefrau. Darf man sich als deutscher Soldatenchef so präsentieren, dort wo sonst gestorben, gekämpft und gebombt wird?
Guttenberg ist der erste deutsche Minister, der mit seiner (selbst zahlenden) Frau ins Krisengebiet reist – nichts dabei, findet KT: „Es war ihr eigener Wunsch und es war ein Wunsch, der immer wieder aus der Truppe geäußert wurde.“ Doch an der Heimatfront brodelt’s: SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels spricht von einer „befremdlichen Inszenierung“, Linke-Fraktionschef Gregor Gysi raunzt im „Tagesspiegel“: „Afghanistan ist das letzte Land, das sich für Showbusiness und Entertainment eignet.“ Gysi: „Die Soldaten werden so gleich doppelt missbraucht – für einen falschen Krieg und nun auch noch als Staffage auf den heimatlichen Bildschirmen.“
Dabei kommt die große TV-Offensive der Guttenbergs erst noch: Mit dabei in Afghanistan ist nämlich auch der Talkshow-Moderator Johannes B. Kerner. Dessen Sat-1-Talk kommt am Donnerstag in einer Aufzeichnung aus Mazar-i-Scharif.
Die passenden Fotos von Stephanie und der Front rauschten gestern schon dutzendweise in die Redaktionen: Die Ministergattin verbreitet darauf beste Laune, plaudert mit den Soldaten, lässt sich Kampfgerät zeigen, trägt schicke Sachen und sieht ansonsten vor allem gut aus. Ihr Mann lässt sich da nicht lumpen: An schneidige Afghanistan-Bilder von KT hat man sich ja schon gewöhnt. Bilder aber, die den lächelnden Minister mit Kerner vor Soldaten und einem Hubschrauber beim Talken zeigen, gab es noch nie. Immerhin: Die Ehefrau werde nicht auftreten, hieß es bei Sat 1. Das Verteidigungsministerium teilte mit, die Redaktion sei von sich aus vorstellig geworden. Dieses Angebot habe man angenommen, weil das Format gut dafür geeignet sei, über die besonderen Herausforderungen des Afghanistan-Einsatzes zu informieren.
Stephanie zu Guttenberg sieht jedenfalls kein Problem in ihrem Trip an den Hindukusch, der aus Sicherheitsgründen zuvor nicht angekündigt worden war. „Das ist kein spaßiger Ausflug, das ist bitterer Ernst“, sagte sie. Sie wolle sich selbst ein Bild insbesondere vom Einsatz der Soldatinnen machen und den Einsatzkräften danken.
Die Guttenbergs haben die Reise an die Front auch mit ihren acht und zehn Jahre alten Töchtern besprochen. Stephanie zu Guttenberg: „Begeistert waren sie nicht, aber sie haben das verstanden.“ Ihren Kindern habe sie erklärt, dass sie Menschen in Afghanistan frohe Weihnachten wünschen wolle, die nicht mit ihrer Familie feiern können. Ein Ministeriumssprecher zeigte sich überzeugt: „Das kommt bei den Soldaten prima an.“ mue