Die First Lady und ihr Lover: Skandal bedroht Nordirland

Eine Liebesaffäre der Frau des nordirischen Premiers, die längst auch zu einer Finanz- und Regierungsaffäre geworden ist: Die private Tragödie des Ehepaars Robinson hat sich zu einer Gefahr für den Friedensprozess ausgewachsen.
von  Abendzeitung
Da konnten sie noch lachen: Iris und Peter Robinson
Da konnten sie noch lachen: Iris und Peter Robinson © AP

BELFAST - Eine Liebesaffäre der Frau des nordirischen Premiers, die längst auch zu einer Finanz- und Regierungsaffäre geworden ist: Die private Tragödie des Ehepaars Robinson hat sich zu einer Gefahr für den Friedensprozess ausgewachsen.

Es ist nicht mehr nur die Geschichte von einer First Lady und ihrem Lover. Es ist mittlerweile die Geschichte einer handfesten politischen Krise in Nordirland: Die Frau von Ministerpräsident Peter Robinson räumt eine Affäre mit einem 19 Jahre alten Liebhaber und einen Selbstmordversuch ein. Wenig später kommt heraus, dass Iris Robinson offensichtlich auch in eine Finanzaffäre verwickelt war und der Regierungschef davon gewusst haben soll.

Die private Tragödie hat sich zu einer Gefahr für den Friedensprozess in der einstigen britischen Krisenprovinz ausgewachsen. Von „Belfasts spektakulärstem Skandal“ und einem „tödlichen politischen Cocktail aus Sex, Macht und Geld“ ist in der Presse die Rede.

Rücktritt des Ministerpräsidenten hätte verheerende Folgen

Die Enthüllungen hätten zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können, steht der mühsam verhandelte Frieden zwischen Protestanten und Katholiken doch sowieso schon auf der Kippe. Ein Rücktritt des Ministerpräsidenten hätte verheerende Konsequenzen für das Gleichgewicht in der Regionalregierung zwischen Robinsons protestantischen Democratic Unionist Party (DUP) und der katholischen Sinn Fein Partei von Vize-Ministerpräsident Martin McGuinness.

Doch vorerst geht es um 50 000 Pfund (rund 55 000 Euro), die Iris Robinson von Bauträgern eingeworben haben soll, um ihrem 40 Jahre jüngeren Lover bei der Eröffnung eines Cafés in Belfast zu helfen. Diese geschäftlichen Interessen hätte sie als Belfaster Abgeordnete deklarieren müssen, was sie aber angeblich nicht getan hat. Laut BBC-Dokumentation soll ihr Mann davon gewusst haben und ihr Gebaren nicht bei den zuständigen Stellen gemeldet haben.

Während Iris Robinson ihren Rückzug aus der Politik bereits angekündigt hat, weist ihr Mann noch alle Anschuldigungen von sich. „Ich wusste nichts davon“, verteidigte der 61-Jährige sich. „Wenn jemand eine Affäre vor dir geheim hält, dann ist es nicht überraschend, dass er auch andere Dinge, die mit dieser Affäre zu tun haben, geheim hält.“

Doch die Rufe nach einer unabhängigen Untersuchung – und vor allem nach seinem Rücktritt – werden immer lauter. „Seine Position wird immer unhaltbarer“, sagte David McIlveen, ein Freund des ehemaligen Ministerpräsidenten und DUP-Chefs Ian Paisley, von dem Robinson vor eineinhalb Jahren das Amt übernommen hatte. Die Befürchtung ist, dass sich Robinson nicht auf das politische Geschäft konzentrieren kann. Im Frühjahr stehen Wahlen in Großbritannien an, auch die Parteien in Nordirland kämpfen um ihre Bestätigung. Ein angeschlagener Ministerpräsident, der mit privaten Problemen beschäftigt ist, macht sich da weniger gut.

Robinson gilt vielen sowieso als problematisch, weil er sich bisher hartnäckig weigerte, mehr Macht in Justiz- und Polizeiangelegenheiten von London nach Nordirland zu übertragen.

Die britische Regierung bemühte sich am derweil, die Wogen zu glätten. Robinson müsse Zeit gegeben werden, seine Unschuld zu beweisen, sagte Nordirland-Minister Shaun Woodward. Er weiß um die prekäre Situation in der Provinz, die jahrzehntelang vom Terror zwischen Protestanten, die sich für einen Verbleib Nordirlands bei Großbritannien aussprechen, und Katholiken, die eine Vereinigung mit der Republik Irland wollen, geprägt war. Zwar hatte ein Friedensabkommen vor zwölf Jahren für Ruhe gesorgt, doch Gewalt gibt es immer noch. Erst im März 2009 erschossen republikanische Terroristen zwei britische Soldaten und einen Polizisten.

Wie fragil die Lage auch jetzt ist, zeigte erst am Freitag ein Anschlag auf einen Polizisten. Republikanische Dissidenten hatten versucht, ihn mit einer Autobombe zu töten. Während Robinson am Wochenende ums politische Überleben kämpfte, rang der 33-jährige Polizist um sein Leben. (dpa)

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