Die FDP lässt’s krachen – in der Union

BERLIN/MÜNCHEN - Der Höhenflug der Liberalen nimmt kein Ende: Jetzt stehen sie bei 14 Prozent – und CDU/CSU geraten über den eigenen Niedergang in Streit
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Vize Guido Westerwelle (FDP) als Außenminister – so sähe Deutschlands Regierung aus, wenn jetzt schon Wahl wäre und nicht erst am 27. September. Jedoch: Die Gewichte verschieben sich immer stärker in Richtung FDP. Nach der ARD ermittelt jetzt auch das ZDF-Politbarometer Sensationswerte für die Liberalen. Sie legen bei der Sonntagsfrage seit Anfang Januar von 11 auf 14 Prozent zu. Parallel dazu der Absturz der Union: 37 statt 40. Nur der starke Auftritt der Liberalen würde derzeit die absolute Mehrheit für Schwarz-Gelb sichern. Auch Westerwelle selbst steht gut da: Als einziger Spitzenpolitiker verbessert er seine Persönlichkeitswerte in der Umfrage.
Der Höhenflug der FDP nach der Hessenwahl sorgt für Alarmstimmung in der Union, vor allem bei der kleinen Schwester: „Die neuen Zahlen müssen nachdenklich machen“, fordert CSU-General Karl-Theodor zu Guttenberg. Die Union müsse endlich ein schärferes Profil in der Finanz- und Wirtschaftspolitik zeigen, um „dieses Feld nicht der FDP gänzlich allein zu überlassen“. Er hoffe, dass die CDU das ähnlich sieht. Auch CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid verlangt einen Kurswechsel: Die Union müsse mehr auf Stimmungen in der Bevölkerung eingehen.
Der Chef der Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (CDU), nimmt den Ball prompt auf: Die Bürger könnten mit Profildebatten „herzlich wenig“ anfangen. „Sie wollen gut regiert werden.“ An der Kanzlerin liegen die abgestürzten Unionswerte nicht: Sie legt bei der Kanzlerfrage noch zu – auf Kosten von SPD-Gegenkandidat Frank-Walter Steinmeier. Dennoch Pfeifen im Walde bei der SPD: Vizechefin Andrea Nahles meint, die Verluste der Union, aber auch der Linkspartei könnten „für die SPD vielleicht der Anfang einer Wende in diesem wichtigen Wahljahr sein“.
Die Verschiebungen bieten ausreichend Gesprächsstoff für das Strategietreffen zwischen Union und FDP, das am 10. Februar in Berlin stattfinden soll. Gastgeber ist ausgerechnet die CSU. Ein FDP-Sprecher meinte wolkig, es gehe vor allem um „thematische Absprachen und entsprechende personelle Zuordnung“.
In der CSU wird bereits vor zu großer Nähe zur FDP gewarnt. Die CSU-Jugend dringt auf Abgrenzung. Koalitionsaussage ja, Schmusekurs nein, so lautet das Motto von Bayerns JU-Chef Stefan Müller. Als Kernthemen empfiehlt er Patriotismus und innere Sicherheit: „Es wird nicht reichen, nur zu sagen: Wir sind die Mitte. Da ist die FDP auch.“