Die deutsche Reise-Diplomatie: Eine ganze Menge

Sie haben’s nicht leicht dieser Tage, Deutschlands oberste Außenpolitiker. Bundeskanzlerin Angela Merkel reist zum saudischen König, dann zum Kronprinzen von Abu Dhabi und gestern auch noch zum russischen Präsidenten – auf den offiziellen Fotos stets unergründlich lächelnd wie die Mona Lisa. Außenminister Gabriel fliegt nach Israel (was in einem diplomatischen Fiasko endet), dann ruiniert er sich im Schlamm eines somalischen Flüchtlingscamps die Wildlederschuhe.
Merkel punktet für den Wahlkampf
Nun kann man fragen, was die Reiserei bringt. Die Antwort ist einfach: eine ganze Menge. Ob konkret messbar in Aufträgen für die Wirtschaft, ob bilateral als vertrauensbildende Maßnahme zwischen zwei Staatenlenkern, die sich nicht ganz grün sind (Merkel und Putin). Oder – sicher am wichtigsten – als Alarmsignal für eine bevorstehende humanitäre Katastrophe (Gabriel).
Nebenbei: Vielfliegerin Merkel punktet emsig für den Wahlkampf. Konkurrent Schulz, Europapolitiker A.D., hat ihr auf diesem Feld nichts entgegenzusetzen. Ob die SPD das bei ihrer Führungsrochade bedacht hatte?