Die Dafür-Partei
Abschied von der Mecker-Ecke: Die Grünen haben mit ihrem klaren Ja zum Atomausstieg den richtigen, klugen und glaubwürdigen Weg gewählt. Und vor allem einen mit Zukunft. Ihr einziger Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat völlig recht, wenn er sagt, man solle sich doch Freude, wenn ein Kompromiss zu 80 Prozent aus den Forderungen einer 20-Prozent-Partei besteht. Und eben nicht schmollend in der Ecke hocken, warum es nicht 100 sind (oder nachgerade 120, wie sich die Forderungen mancher Aktivisten lesen lassen).
Es geht um Glaubwürdigkeit, schon immer ein Markenkern der Grünen: Wie glaubwürdig wäre es, jetzt Nein zu sagen zu etwas, was man seit 30 Jahren fordert? Und es geht um den grundsätzlichen Wettstreit zwischen Gestalten und Wünschen. Die Grünen haben sich für Gestalten entschieden. Sie sind nicht in die Falle gelaufen, sich dankbar als Dagegen-Partei abstempeln zu lassen. Sie haben sich als Dafür-Partei präsentiert, die selbstbewusst ihren Erfolg feiert.
Und das hat Signalwirkung für die Zukunft. Ja, die Tür für Schwarz-Grün steht nun deutlich weiter offen; allerdings glaubt man es Jürgen Trittin unbesehen, wenn er sagt, er will die schwarz-gelbe Truppe ablösen und nicht – als neuer Partner – noch künstlich am Leben halten. Es geht zuerst mal um die neue Rolle dieser Partei. Wie groß sie noch wird und an wessen Seite, wird man sehen. Aber – spätestens jetzt – wird sie nicht wegzudrücken sein.