Die CSU auf Kreuzzug...

MÜNCHEN/BERCHING - Im Wahlkampf entdeckt Bayerns Regierungspartei die Linke als Hauptfeind – und die fühlt sich so geehrt, dass sie gleich in Altötting eine Kerze stiftet.
Die einen blasen zum Kreuzzug, die andern gehen ins Kloster zur Einkehr. Während sich die CSU fünfWochen vor der Landtagswahl auf die Linken, die Russen und die Erbschaftssteuer einschießt, sammelt sich die SPD in der Benediktinerabtei Plankstetten um die heiße Wahlkampfphase einzuläuten
Im Kampf gegen die Linken hat die CSU ja Erfahrung: Schon immer machte sie den Wählern Angst vor den Kommunisten. Während des Kalten Krieges zog sie mit der Parole „Freiheit statt Sozialismus“ in den Wahlkampf. Nach der Wiedervereinigung kämpfte sie gegen die „Roten Socken“ von Gregor Gysi und dessen PDS. Jetzt kommt als Schreckgespenst Oskar Lafontaine mit der Linken dazu.
Hubers Ziel
„Wir werden eine harte und klare Kampagne gegen sie führen“, kündigte CSU-Chef Erwin Huber an. Denn die SPD habe die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Linkspartei eingestellt. Hubers Ziel: „Die Linke darf nicht in den bayerischen Landtag einziehen.“ Laut Umfragen aber könnte die Partei mit fünf Prozent den Sprung ins Maximilianeum schaffen.
Auch Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein will die „Auseinandersetzung mit den Linken führen“. Da ist er sich mit Huber einig. Er gab sich gestern als „schwarzer Vogel“, der krächze. Zwar sei seine Stimme schon angeschlagen. „Aber ich bin ja nicht als Sänger in Bayreuth, sondern alsMinisterpräsident angetreten. Der Wahlkampf mache ihm ausnehmend Freude. „Ich rede nicht von Spaß“, fügte er schnell hinzu. Voll auf „Kreuzzug“ eingestellt ist CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer: „Es ist unverzichtbar, diesen Dämonen der Politik aus der bayerischen politischen Landschaft zu vertreiben und in der Bundespolitik auf ein möglichst kleines Mittelmaß zu beschränken.“
Die Grünen frotzeln
Das bringt den Spitzenkandidat der Grünen, Sepp Daxenberger, zum frotzeln: „Wenn die Linke einen Mitarbeiter des Monats küren würde, wäre Erwin Huber die erste Wahl. Eine bessere Unterstützung und Aufwertung als Hubers Drohung mit einem Kreuzzug kann sich die Partei nicht wünschen.“
Die Linken freut’s. Landessprecherin Eva Bulling-Schröter kündigte an, „die Mitglieder unseres gestern neu gegründeten Kreisverbands in Altötting werden für Huber eine Kerze stiften, auf dass der heilige Geist über ihn komme.“
Nicht nur Angst und Schrecken im Wahlkampf
Da passte es der CSU am Montag in ihrer Präsidiumssitzung gut ins Konzept auch gegen den Feind von einst die Muskeln spielen zu lassen. Huber forderte Russland auf, sich „umgehend und vollständig“ aus Georgien zurückzuziehen. Dabei will die CSU im Wahlkampf nicht nur auf das Thema Linke setzen. Schließlich soll es für Wähler nicht nur Angst und Schrecken, sondern auch Vorteile und Geschenke gegeben.
Bei der Erbschaftssteuerreform drohen Beckstein und Huber weiter mit Blockade, wenn es keine „mittelstands- und eigentumsfreundliche Regelung“ gibt. Aber auch für alle Nichterben hat die CSU etwas parat. Zum 1. Januar fordert sie die Absenkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung auf 3 Prozent.
Richtig entlasten will sie die Wähler aber doch nicht. Eine Abschaffung der Ökosteuer, wie von Ramsauer gefordert, kommt nicht in Frage. Huber. „Das ist kurzfristig einfach nicht finanzierbar.“ bö