Die Braut trägt schwarz

Er hat es spannend gemacht bis zur letzten Minute: Der abtrünnige Grüne Oswald Metzger verkündete seinen Wechsel zur CDU. Eigentlich war erwartet worden, dass er zur FDP geht.
von  Abendzeitung
Oberschwäbische Gardinen-Idylle: Oswald Metzger (53) bei seinem Auftritt in Biberach.
Oberschwäbische Gardinen-Idylle: Oswald Metzger (53) bei seinem Auftritt in Biberach. © dpa

BIBERACH - Er hat es spannend gemacht bis zur letzten Minute: Der abtrünnige Grüne Oswald Metzger verkündete seinen Wechsel zur CDU. Eigentlich war erwartet worden, dass er zur FDP geht.

Die FDP sei ihm dann jedoch „zu egoistisch auf das Hier und Jetzt konzentriert“ und würde zu wenig Wert auf Werte legen.

Für seinen Auftritt hatte der 53-Jährige eine Gaststätte in seiner oberschwäbischen Heimat Biberach gewählt. „Ich brauche den Resonanzraum der Heimat“, begründete er auch, warum er Angebote von FDP und CDU aus Kreisverbänden in ganz Deutschland abgelehnt habe. Lieber will er in Biberach darum kämpfen, als CDU-Direktkandidat aufgestellt zu werden, ohne Netz und doppelten Boden. Metzger: „Ich hab’ mit noch niemanden hier gesprochen. Meine Chancen dürften so 50:50 sein.“ Wenn es nicht klappt, betrachte er das als Ende seiner Politikerkarriere. „Es gibt keinen Plan B.“ Höchst interessiert lauschte da einer im Publikum: Christoph Burandt, der ebenfalls CDU-Direktkandidat in Biberach werden will.

Die Frage nach dem Warum

Warum er zur CDU ist? „Ich sehe sie als parteipolitische Plattform, in der meine marktwirtschaftlichen Überzeugungen einen viel größeren Resonanzraum haben als jemals bei den Grünen.“ Mit dem Christlichen in der CDU habe er kein Problem: Er habe als Zehnjähriger Pfarrer werden wollen und den Großteil seiner Schulzeit auf einem katholischen Internat verbracht. Seine Polit-Karriere startete der abgebrochene Jura-Student bei der SPD, wechselte dann zu den Grünen, wurde bundesweit als Wirtschaftsexperte bekannt.

Doch auch diese Partei verließ er im November nach einem „Entfremdungsprozess“ (Metzger): Die Grünen hätten sich aus seiner Sicht aus dem finanziell Machbaren verabschiedet. Sie wiederum nahmen ihm abfällige Sprüche über Hartz-IV-Empfänger („Sehen ihren Lebenssinn darin, sich vor dem Fernseher mit Alkohol und Kohlehydraten vollzustopfen“) übel.

„klar und konsequent“

Jetzt sehe er seine neue Heimat in der CDU, verkündete Metzger gestern – sich selbst beschreibt er als „klar und konsequent“, Kritiker sehen ihn als „Quertreiber und Selbstdarsteller“. Und er fügte selbstbewusst hinzu, die Union könne ein starkes wirtschaftliches Profil gerade gut brauchen.

Grünen-Chefin Claudia Roth zu seinem Auftritt: „Reisende soll man nicht aufhalten.“ Fraktionschefin Renate Künast meinte ironisch: „Nach Monaten des Mitfieberns bei der Brautschau weiß die Republik nun endlich Bescheid.“

Prominente Parteien-Wechsler

Oskar Lafontaine. Einer der spektakulärsten Wenden: Der frühere SPD-Vorsitzende ist heute Partei- und Fraktionschef der Linken.

Otto Schily. Der Mitbegründer und frühere Bundestagsfraktionschef der Grünen war von 1998 bis 2005 als SPD-Mann Bundesinnenminister.

Günter Verheugen. Der frühere FDP-Mann wechselte 1982 als Protest gegen den Schwenk zur CDU in die SPD (wie auch Ingrid Matthäus-Maier). Heute ist er EU-Kommissar.

Matthias Platzeck. Der frühere Grüne brachte es in seiner neuen Partei, der SPD, sogar zum Vorsitzenden.

Jürgen Möllemann. Nach seinem Austritt aus der CDU 1969 brachte er es auf dem FDP-Ticket bis zum Vizekanzler. Mit seinem Austritt aus der FDP 2003 kam er seinem Ausschluss zuvor.

Erich Mende. Der frühere FDP-Chef ging 1970 zur CDU, weil er in den eigenen Reihen mit seinem nationalliberalen Kurs isoliert war.

Gustav Heinemann. Der frühere CDU-Bundesinnenminister verließ seine Partei aus Protest gegen die Wiederbewaffnung, wurde später für die SPD Bundespräsident.

Herbert Hupka. Aus Protest gegen die Ostpolitik wechselte der Vertriebenenfunktionär von der SPD zur CDU.

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