Die Billig-Lüge im Urlaub: So werden Sie abgezockt

Mit Ramsch-Angeboten locken Reiseveranstalter, Flugunternehmen und sogar die Deutsche Bahn urlaubsreife Kunden in die Kosten-Falle. Die AZ zeigt die Masche der Firmen – und wie man dem Nepp entgeht.
von  Abendzeitung
Billig in den Urlaub? Es lauern viele Kostenfallen.
Billig in den Urlaub? Es lauern viele Kostenfallen. © az

MÜNCHEN - Mit Ramsch-Angeboten locken Reiseveranstalter, Flugunternehmen und sogar die Deutsche Bahn urlaubsreife Kunden in die Kosten-Falle. Die AZ zeigt die Masche der Firmen – und wie man dem Nepp entgeht.

Geiz ist geil - das haben auch die Reiseveranstalter, Flugunternehmen und sogar die Deutsche Bahn begriffen. Gerade jetzt zu Ferienbeginn werben sie aggressiv mit ihren angeblichen Billig-Angeboten. Doch die Traumpreise können für Verbraucher zum Alptraum werden: Die Unternehmen verstecken Zusatz-Kosten im Kleingedruckten – und der Kunde sitzt schnell in der Kosten-Falle, weil er ahnungslos die Geschäftsbedingungen akzeptiert hat.

Die AZ erklärt, mit welchen Methoden Unternehmen Reisende abzocken – und wie man dem Nepp entgeht.

Kostenfalle Last-Minute-Trip

Die Masche: Der „Hammerpreis“ klingt verlockend: Ein All-Inclusive-Urlaub in die Türkei für 20 Euro am Tag, so verspricht es der Internet-Anbieter. Brigitte Sievering-Wichers, Tourismus-Expertin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt vor solchen Angeboten: „Manche Reisen sind nur billiger, weil sie um bestimmte Leistungen gekürzt werden.“ Für Zusatz-Leistungen muss der Kunde draufzahlen. Beliebter Trick: Der Transfer vom Flughafen zum Hotel kostet extra. „Das kann richtig teuer werden, wenn das Hotel weit vom Flughafen entfernt ist.“ Auch bei der Verpflegung tricksen die Reiseanbieter: Mal gilt das All-Inclusive-Angebot nur für begrenzte Zeit am Tag. „Dann darf man nach 22 Uhr seine Getränke selbst zahlen.“ Oft verkünden die Reiseveranstalter dem Gast, dass nur „lokale Getränke“ inklusive sind – und deren Anzahl ist gering.

Auch für Doppelzimmer und für die Nutzung von Sportgeräten nehmen die Reiseunternehmen Extra-Geld. Das alles kaschieren sie im Kleingedruckten. Wehren können sich die Verbraucher nicht: Die Reisebestätigung ist der gültige Geschäftsvertrag.

Manchmal betätigen sich auch Kriminelle als Reiseveranstalter: Sie schließen Reiseverträge ab, obwohl sie längst insolvent sind. Ihren Kunden geben sie keinen Sicherungsschein. Der würde garantieren, dass sie ihr Geld zurückbekommen, wenn der Veranstalter pleite geht. Sitzt der Kunde dann im Urlaubsland fest, muss er alle entstehenden Kosten selbst tragen.

Der Tipp: Auch bei Last-Minute-Reisen sollte man immer vergleichen: Welche Preise gibt es im Internet, am Last-Minute-Schalter am Flughafen und im Reisebüro? „Es kann passieren, dass das Last-Minute-Angebot eines Anbieters immer noch teurer ist als das Standard-Angebot eines anderen Anbieters“, sagt Sievering-Wichers. Ihr Tipp: So viele Informationen wie möglich über das Reise-Angebot einholen. Der Versicherungsschein gegen Veranstalterpleiten ist Pflicht. „Man sollte nicht zahlen, bevor man den Sicherungsschein nicht hat“, sagt Petra von Rhein von der Verbraucherzentrale Bayern. Bevor man ein Hotel bucht, sollte man sich die Bewertung anderer Touristen anschauen, zum Beispiel auf der Internet-seite www.holidaycheck.de.

Die Masche der Günstig-Flieger

Die Masche: Für 20 Euro nach Barcelona und zurück? Der Anbieter Ryanair verspricht’s: Vom bayerischen Flughafen Memmingen soll es für diesen Witz-Betrag in die katalanische Metropole gehen. Ist das möglich? Nein!

Denn der Billigflieger will per Salami-Taktik ans Geld der Verbraucher. Zuerst einmal verschweigt Ryanair, dass 37 Euro Steuern und Gebühren fällig sind. Der tatsächliche Flugpreis beträgt also fast 60 Euro. Doch damit nicht genug: Nur klein gedruckt teilt Ryanair mit, dass es noch weitere Extra-Gebühren gibt. Wie hoch diese sind, ist während des Buchungsvorgangs im Internet nicht zu sehen. Der Hinweis auf die Zusatz-Kosten ist gut versteckt, der Kunde nimmt das Ganze aber in Kauf, indem er ahnungslos die Geschäftsbedingungen akzeptiert. Es fallen pro Strecke an: eine Bearbeitungsgebühr von fünf Euro, eine Flughafen-Abfertigungsgebühr von 20 Euro, eine Gebühr von 20 Euro pro Gepäckstück. Das heißt: Ein Erwachsener, der mit zwei Koffern nach Barcelona und zurückfliegt, zahlt bei Ryanair nicht 20 Euro, sondern 190 Euro. Darüber hinaus fallen noch Extra-Kosten an, weil die Flughäfen von Ryanair weit ab vom Schuss liegen.

Das ist illegal: Seit November 2008 sind Fluglinien von der Europäischen Union dazu verpflichtet, in der Werbung die Endpreise anzugeben – inklusive Steuern, Flughafen- und Sicherheitsgebühren und Kerosinzuschlägen. Auch müssen Kosten wie Gepäckgebühren vor der Buchung angekündigt werden.

Der Tipp: Ryanair und Easyjet sind nur mit Vorsicht zu genießen: Man sollte im Internet genau nachschauen, welche Aufschläge fällig sind. Stiftung Warentest rät: Germanwings und Tuifly sind zwar auf den ersten Blick etwas teurer, die Kosten sind aber transparent – so können Flüge am Ende auch günstiger sein als bei der Billigst-Konkurrenz. Die besten Ergebnisse bei Information und Buchung erzielten Air Berlin, British Airways und Lufthansa. Auch dort gibt es Schnäppchen: „Gerade Lufthansa ist mit ihren 99-Euro-Flügen eine Alternative“, sagt Petra von Rhein von der Verbraucherzentrale Bayern. Einen guten Preisvergleich bieten die Internetseiten www.swoodoo.com und auch skyscanner.net

Bahn-Tickets mit Tücken

Die Masche: Der Preis klingt fast zu schön, um wahr zu sein: 29 Euro für eine einfache Fahrt von München nach Hamburg. Verlockend steht der Preis des „Dauer-Spezial“ bei der Online-Buchung da. „Tatsächlich ist das Billig-Ticket schwer zu kriegen“, sagt Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn zur AZ. Beim Verband gehen häufig Beschwerden von empörten Kunden ein. Kein Wunder: Ein Trip nach Hamburg ohne Bahncard kostet regulär 127 Euro – nur bei früher Buchung ist höchstens ein Rabatt von 18 Euro drin. Petra von Rhein von der Verbraucherzentrale Bayern meint dazu: „Sehr häufig ist die Bahn deshalb teurer als ein günstiger Flug.“

Dazu kommt: Wer eins der wenigen Billig-Tickets ergattert, kann es nicht umtauschen. Wenn er umbuchen will, muss er ein neues Ticket kaufen und kann die Billig-Karte wegschmeißen.

Der Tipp: Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann rät, die Reiseroute ein wenig zu ändern. „Die Billig-Tickets gibt es nur für Routen, die nicht so stark nachgefragt sind“, sagt er. Beispiel: Ein Kunde will von München nach Hamburg. Weil die Strecke München-Nürnberg aber stark nachgefragt ist, gibt es für den Trip nach Hamburg so gut wie nie Billig-Karten. „Fahren Sie mit dem Regionalexpress nach Würzburg. Für die Strecke Würzburg-Hamburg sind Billig-Tickets leichter zu bekommen“, sagt Naumann. Wenn es mit dem Online-Ticket nicht klappt, sollte man am Bahnhof unbedingt zum Schalter gehen. „Dort bekommt man häufig niedrigere Preise als im Internet.“

Volker ter Haseborg

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