Die Basis misstraut Beck
Schlimme Zeiten für die SPD. Laut Forsa verharrt die Volkspartei bei 20 Prozent. Jedes dritte Parteimitglied denkt über Austritt nach. Derzeit hat die SPD noch knapp 532000 Mitglieder – 1990 hatten über 940000 Bürger ein rotes Parteibuch.
BERLIN Neue Nackenschläge für die SPD: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern“ verharrt die Partei auf ihrem Allzeit-Tief von 20 Prozent. Außerdem denkt jeder dritte Genosse über einen Parteiaustritt nach. In der gestern veröffentlichten Studie bejahten 36 Prozent der befragten SPD-Mitglieder die Frage, ob sie angesichts der Turbulenzen der Partei in jüngster Zeit über einen solchen Schritt nachgedacht hätten. Sechs Prozent gaben an, in Kürze tatsächlich auszutreten. Derzeit hat die SPD noch knapp 532000 Mitglieder – 1990 hatten über 940000 Bürger ein rotes Parteibuch.
SPD-Chef Kurt Beck reagierte pampig auf die Forsa-Umfrage. „Was Herr Güllner aus seiner Glaskugel liest, das habe ich noch nie kommentiert. Das werde ich auch weiter nicht tun“, ätzte Beck mit Blick auf den Chef des Meinungsforschungsinstituts: „Meine Großmutter hat aus dem Kaffeesatz viel klügere Sachen erfahren als das.“
Gespalten bei zentralen Inhalten
Der Forsa-Studie zufolge ist die SPD-Basis in zentralen inhaltlichen und personellen Fragen tief gespalten. Dazu gehört die Kandidatur der Professorin Gesine Schwan bei der Bundespräsidentenwahl gegen Amtsinhaber Horst Köhler: 52 Prozent der SPD-Mitglieder begrüßen dies, 48 Prozent nicht. Eine Zusammenarbeit mit den Linken wird von 59 Prozent abgelehnt, 37 Prozent sind dafür. Besonders bitter für Kurt Beck: Die Arbeit des Parteichefs bewerteten nur noch 40 Prozent der befragten SPD-Mitglieder als „gut“, 60 Prozent dagegen mit „schlecht“. 54 Prozent der Genossen sind der Meinung, jemand anderes könnte die Partei besser führen. Einen stärkeren Einfluss von Vize-Parteichefin Andrea Nahles vom linken Flügel wünschen 43 Prozent, 57 Prozent sind dagegen.
Die Abteilungen Hohn und Spott der Konkurrenz ließen sich nicht lange bitten: Die SPD habe „den Charakter einer Volkspartei verloren“ und im Umgang mit der Linkspartei „total versagt“, ätzte CDU-General Ronald Pofalla. Dessen CSU-Kollegin Christine Haderthauer sagte, sie rechne nicht mehr mit Becks Kanzlerkandidatur: „Die Frage ist doch längst nicht mehr, ob er als Parteichef abgelöst wird, sondern nur noch wann.“ Grünen-Chefin Claudia Roth krokodilstränte: „Unser Land braucht eine starke SPD, die weiß, wo sie hin will.“
jox