Die Armut wächst
„Die Inflation verschärft das Armutsproblem.“ Die VdK warnt vor den Folgen der Inflation: Immer mehr Menschen reicht das Geld nicht.
MÜNCHEN Das Leben wird immer teurer. Immer mehr Menschen haben Angst, mit ihrem Geld nicht mehr auszukommen. Und bei immer mehr Menschen reicht es jetzt schon nicht mehr. „Die Inflation verschärft das Armutsproblem“, warnt der VdK.
Der Sozialverband sieht auch sich selbst als Gradmesser für die soziale Verunsicherung: Die Zahl der Hilfesuchenden, die die Beratung des Verbands in Anspruch nehmen müssen, wächst stetig. Alleine im Juli traten in München 402 neue Mitglieder dem Vdk bei. Täglich kommen bis zu 20 neue dazu. Schon jetzt hat der VdK im Freistaat mehr Mitglieder als die beiden großen Volksparteien bundesweit zusammenbringen. Tendenz steigend.
Durschnittsrente bei 647 Euro
„Die Inflationsrate im Juni und Juli war mit 3,3 Prozent so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr“, sagte Bayerns Vorsitzende Ulrike Mascher gestern bei einer Bilanz des VdK. Solche Teuerungswellen könnten von Geringverdienern nicht kompensiert werden. Schon jetzt leben den Angaben nach 130000 bayerische Kinder in Hartz IV-Haushalten, 400000 Rentner sind armutsgefährdet. Die durchschnittliche Rente im Freistaat liegt laut Vdk bei gerade einmal 647 Euro – und ist damit deutlich niedriger als in allen anderen Bundesländern außer Rheinland-Pfalz.
In München ist die Zahl der Grundsicherungsempfänger dramatisch gestiegen: Derzeit sind 9500 alte Menschen auf Hilfe angewiesen, weil ihre Rente nicht reicht – 15 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Und es wird immer schlimmer: Bis 2020 rechnet die Stadt mit einer Verdreifachung der Zahl.
Warnungen ausgesprochen
Daher wandte sich der Sozialverband mit einer Reihe von Forderungen an die Politik. Darunter: die Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze auf mindestens 420 Euro bei Erwachsenen und eine Änderung der Rentenformel, damit die Rente „armutsfest“ wird. Auch die Linke im Rathaus widmete sich gestern dem Thema Armut: Sie forderte Weihnachtsgeld für die Empfänger staatlicher Hilfe.
Julia Lenders